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23 Konzept für ein einheitliches Begriffsverständnis zum Thema Laktation beim Menschen

Published onJul 01, 2018
23 Konzept für ein einheitliches Begriffsverständnis zum Thema Laktation beim Menschen
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23 Konzept für ein einheitliches Begriffsverständnis zum Thema Laktation beim Menschen


Melinda Boss, MPS, B.Pharm, Senior Research Fellow; Peter E. Hartmann E/Prof, PhD, BRurSc

Geprüft von:
Donna Geddes, PhD, PostGrad Dip (Sci), DMU
Margaret C. Neville, E/Prof., PhD
Bo L. Lönnerdal, Distinguished E/Prof., PhD
Rafael Pérez-Escamilla, Prof., PhD
Valerie Verhasselt, Prof., MD, PhD

23.1. Einführung

Wie Sie beim Lesen bis hierher wahrscheinlich schon bemerkt haben, werden in diesem Buch teils unterschiedliche Begrifflichkeiten verwendet. Widersprüchliche Ratschläge sind jedoch eine der häufigsten Ursachen dafür, dass das Vertrauen von Müttern in ihre Fähigkeit erschüttert wird, das Stillen erfolgreich einzuleiten und aufrechtzuerhalten. Und eine einheitliche Verwendung von Fachbegriffen ist die erste Voraussetzung dafür, widersprüchliche Aussagen zu vermeiden. Selbst für so grundlegende Begriffe wie Laktation oder Stillmahlzeit gibt es in der wissenschaftlichen Literatur entweder keine oder gleich mehrere Definitionen. Bezieht sich Laktation bspw. nur auf die Mutter oder auch auf das Kind? Gilt als eine Stillmahlzeit nur das Trinken an einer oder direkt nacheinander an beiden Brüsten oder auch mehrere kurze Stillvorgänge innerhalb eines bestimmten Zeitraums? Mit einem Glossar lassen sich diese Fragen klären und einheitliche Definitionen festlegen. Das nachstehende Glossar wurde parallel zu den anderen Beiträgen dieses Buches verfasst und lag somit den AutorInnen beim Schreiben nicht vor. Der daraus resultierende uneinheitliche Sprachgebrauch in den verschiedenen Kapiteln ist der beste Beweis für den Standardisierungsbedarf in diesem Bereich. Dieser Beitrag ist ein wichtiger erster Schritt auf dem Weg zu einer gemeinsamen Sprache für eine einheitliche medizinisch-wissenschaftliche Verständigung zum Thema Laktation beim Menschen.

In das Glossar aufgenommen wurden Termini, die einen klaren Bezug zum Thema der Laktation beim Menschen aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht haben.

  • Bevorzugt werden Bezeichnungen verwendet, die objektiv und quantifizierbar sind (z. B. „langsame Gewichtszunahme“ statt „Gedeihstörung“).

NICHT aufgenommen wurden folgende Termini:

  • Medizinische Diagnosen, für die es bereits an anderer Stelle eine gute, auch in Bezug auf die Laktation beim Menschen unverändert geltende Definition gibt

  • Organisationen, Gremien, Verbände

  • Akronyme (z. B. L.A.T.C.H.)

  • Arzneimittel

  • Qualifikationen, z. B. Hochschulabschlüsse, Leistungsnachweise, Zertifizierungen usw.

  • Allgemeinsprachliche Bezeichnungen (Umgangssprache, Laienausdrücke) wurden soweit wie möglich vermieden.

23.2. Alphabetisches Verzeichnis der Fachbegriffe

  • 24-h-Milchaufnahme (en: 24-h milk intake): Gesamtmenge der an der Brust getrunkenen und abgepumpten Muttermilch sowie industriell hergestellten Säuglingsmilchnahrung, die ein Säugling im Zeitraum von 24 Stunden zu sich nimmt. Das Volumen der an der Brust getrunkenen Muttermilch wird ermittelt, indem vor und nach jedem Trinken an der Brust über einen Zeitraum von 24 Stunden der Säugling gewogen wird. Die Summe der Gewichtsdifferenzen ergibt das Gesamtvolumen. Das vom Säugling getrunkene Gesamtvolumen wird als Summe aller Mahlzeiten über einen Zeitraum von 24 Stunden berechnet. So wird sichergestellt, dass eine Stillepisode (auch als Stillmahlzeit bezeichnet) nicht 2-mal demselben 24-Stunden-Zeitraum zugerechnet wird. Wenn bspw. an einem Tag die erste Mahlzeit morgens um 7 Uhr erfolgt und die zweite um 9 Uhr, am nächsten Tag hingegen die 1. um 6.30 Uhr und die 2. um 8.30 Uhr, so wird die Mahlzeit um 6.30 Uhr nicht in die 24-Stunden-Rechnung einbezogen. Siehe auch 24-h-Milchproduktion (S. 420), 24-h-Milchprofil (S. 420), Milchtransfermessung (S. 435)

  • 24-h-Milchproduktion (en: 24-h milk production): Menge an Muttermilch, die eine Frau im Zeitraum von 24 Stunden bildet. Diese Menge lässt sich auf verschiedene Weise ermitteln: 1) Vor und nach jedem Trinken an der Brust wird für mindestens 24 Stunden der Säugling gewogen und die Gewichtsdifferenzen dokumentiert. Die auf 24 Stunden normalisierte Gesamt-Milchproduktion wird nach folgender Formel berechnet: MP = SUM*(24/TIME)*[(n-1)/n]wobei MP die 24-h-Milchproduktion ist, SUM das getrunkene Gesamtvolumen in 24 h, TIME die Zeitspanne vom Anfang des ersten Stillvorgangs bis zum Anfang des letzten und n die Anzahl der Stillvorgänge. So wird sichergestellt, dass Milch, die nach dem 24-h-Zeitraum produziert wird, nicht mitgerechnet wird, und zugleich Milch, die nach dem letzten Stillvorgang, aber noch innerhalb des 24-h-Zeitraums produziert wird, miteingerechnet wird. Auch die im selben Zeitraum abgepumpte Muttermilch wird gewogen, aufsummiert und zur Gesamtmenge addiert. 2) In einer entspannten, überwachten Umgebung wird für 10 Minuten pro Stunde Muttermilch aus beiden Brüsten gleichzeitig abgepumpt. Dies wird stündlich für 3 aufeinanderfolgende Stunden durchgeführt. Das beim 4. Mal abgepumpte Milchvolumen wird mit 24 multipliziert; das Ergebnis ist der Schätzwert für die 24-h-Milchproduktion. 3) Zur Ermittlung der Milchproduktion über einen Zeitraum von 5–14 Tagen wird der Mutter Deuteriumoxid verabreicht, danach werden die Veränderungen der Deuteriumkonzentration bei Mutter und Kind gemessen. Deuteriumoxid verteilt sich gleichmäßig im Gesamtkörperwasser. Die Milchaufnahme lässt sich daraus errechnen, wie sich über 5–14 Tage die Deuteriumkonzentrationen im Speichel der Mutter und im Urin des Säuglings verändern. Diese Berechnungsmethode funktioniert jedoch nur bei stabiler Milchbildung. Sie ist nicht geeignet, um Veränderungen in der Milchproduktion zu beobachten wie z. B. bei der sekretorischen Aktivierung, also dem Milcheinschuss. Siehe auch 24-h-Milchprofil (S. 420), 24-h-Milchaufnahme (S. 420), Milchtransfermessung (S. 435).

  • 24-h-Milchprofil (en: 24-h milk profile): Zusammenfassender Überblick über die Milchaufnahme eines Säuglings (in Form von an der Brust getrunkener oder abgepumpter Muttermilch oder industriell hergestellter Säuglingsmilchnahrung) und die Milchproduktion der Mutter. Ein 24-h-Milchprofil wird über einen zusammenhängenden Zeitraum von 24 Stunden erstellt und beinhaltet Angaben zu aufeinanderfolgenden Milchtransfermessungen, zur Anzahl, Milchmenge und Dauer der Stillvorgänge und Vorgänge zur Gewinnung von Muttermilch sowie zur Menge an zuvor gewonnener Muttermilch und/oder industriell hergestellter Säuglingsmilchnahrung, die das Kind zu sich nimmt. Siehe auch 24-h-Milchaufnahme (S. 420), 24-h-Milchproduktion (S. 420), Milchtransfermessung (S. 435)

A

  • α-Lactalbumin (en: α-lactalbumin): Wichtiges Protein, das im Molkeanteil der Muttermilch enthalten ist. Es macht etwa 10–20% des gesamten Proteingehalts der Muttermilch aus. Im Stoffwechsel spielt es eine Rolle als Bestandteil des Enzymkomplexes, der die Synthese von Laktose katalysiert.

  • Abgepumpte Muttermilch (en: expressed breastmilk [EBM]): Muttermilch, die durch Abpumpen gewonnen wurde.

  • Abgestillt (auch Entwöhnt) (en: weaned): Es findet keinerlei Stillen mehr statt.

  • Abruptes Abstillen (en: acute weaning): Abruptes Beenden der Stillzeit. Siehe auch Abstillen (S. 420)

  • Abstillen (auch Entwöhnung) (en: weaning): Prozess der allmählichen Beendigung des Stillens. Beginnt mit der erstmaligen Einführung von Beikost (im Alter von etwa 6 Monaten) und endet, wenn das Stillen vollständig beendet ist. Siehe auch Baby-Led weaning (S. 422), Abruptes Abstillen (S. 420)

  • Abszess der Brust (en: abscess [breast]): Siehe Brustabszess (S. 423)

  • Acini (en: acini): Siehe Alveole (S. 421)

  • Adenohypophyse (auch Hypophysenvorderlappen) (en: adenohypophysis pituitary gland [also anterior pituitary gland]): Siehe Hypophyse (S. 429)

  • Adenom, laktierend (en: adenoma, lactational or lactating): Siehe Laktierendes Adenom (S. 431)

  • Akzessorische Mamille (en: accessory nipple): Siehe Polythelie (S. 438)

  • Akzessorisches Brustdrüsengewebe (en: accessory breast tissue): Siehe Polymastie (S. 437)

  • Allergie (en: allergy): Überschießende inflammatorische Reaktion des Immunsystems auf eigentlich harmlose Substanzen in der Luft (z. B. Blütenpollen oder Hausstaubmilben) oder in Lebensmitteln (z. B. in Milch, Ei, Fisch oder Erdnüssen). Typische Symptome sind gerötete Augen, Juckreiz, laufende Nase, Ekzeme, Urtikaria, Asthmaanfälle. Siehe auch Kuhmilchproteinallergie (S. 430), Hühnereiallergie (S. 429), Lebensmittelallergie (S. 432)

  • Als unzureichend wahrgenommene Milchbildung (en: perceived insufficient milk supply [PIM]): Siehe Geringes Vertrauen in die eigene Stillfähigkeit (S. 428)

  • Alveoläre Entwicklung (auch Mammogenese) (en: alveolar development [formerly mammogenesis]): Wachstum des Brustdrüsengewebes während der Schwangerschaft – zunächst in Form von Stammzellenvermehrung an den Endknospen der rudimentären Milchgänge. Anschließende Differenzierung der Milchgangsendstrukturen zu Milchbläschen mit den milchbildenden Alveolarzellen.

  • Alveole (auch Acinus = drüsige Endknospen, aus denen sich während der Schwangerschaft Milchbläschen entwickeln) (en: alveoli [also acini]): Milchbläschen am Ende eines Milchgangs. Einreihiges Zellepithel bestehend aus Laktozyten, die sich bläschenförmig anordnen und einen zentralen Hohlraum (Lumen) bilden. Außen sind sie von Blutkapillaren und einem Netz sternförmiger Myoepithelzellen umgeben. Die Milch wird von den Laktozyten produziert und ins Lumen abgegeben.

  • Amastie (en: amastia): Vollständiges Fehlen von Brustdrüsengewebe, Brustwarze und Warzenhof.

  • Amazie (en: amazia): Abwesenheit von Brustdrüsengewebe bei Vorhandensein von Brustwarze und Warzenhof.

  • Amme (en: wet nurse): Frau, die das Kind einer anderen Mutter stillt, ohne dabei die Rolle einer Mutter einzunehmen oder sich während des Stillens als solche zu identifizieren.

  • Angeborene Laktoseintoleranz (en: congenital lactose intolerance): Äußerst seltene autosomal-rezessiv vererbte Erkrankung, die durch das vollständige Fehlen des Enzyms Laktase gekennzeichnet ist. Siehe auch Laktoseintoleranz (S. 432), Entwicklungsbedingte Laktoseintoleranz (S. 426), Primäre Laktoseintoleranz (S. 438), Sekundäre Laktoseintoleranz (S. 441)

  • Angeborenes/natürliches Immunsystem (en: innate immune system): Siehe Unspezifisches Immunsystem (S. 444)

  • Ankyloglossie (auch Zungenverwachsung, verkürztes Zungenbändchen) (en: ankyloglossia [also tongue-tie]): Eine klassische Ankyloglossie bedeutet, dass das Zungenbändchen offensichtlich verkürzt oder unelastisch ist oder bis weit in Richtung der Zungenspitze reicht; eine Formveränderung der Zunge („Herzform“) kann einhergehen (anteriores Zungenbändchen). Eine andere Klassifikation ist das posteriore Zungenbändchen. Hiervon spricht man bei einer dickeren, fibrösen und weiter am hinteren Teil der Zunge liegende Verwachsung. Bei beiden Formen kann die Zungenfunktion eingeschränkt sein, jedoch gibt es keine zuverlässige validierte Beurteilungsmethode für den Grad der Funktionseinschränkung bei Zungenverwachsungen. Ankyloglossie beim Säugling kann beim Stillen hinderlich sein; mögliche Folgen sind schmerzende Mamillen, Schwierigkeiten beim Anlegen und/oder unzureichener Milchtransfer.

  • Anlage (auch Primordium) (en: primoridum): Zellansammlung als erste Anlage eines Organs oder einer Struktur in der Embryonalentwicklung.

  • Anlegen (en: latch, positioning and latch): Beginn des Stillvorgangs durch Positionierung des Säuglings an der Brust und Ansaugen an Brustwarze und Warzenhof. Erfolgreiches Anlegen und Ansaugen ist die Voraussetzung für effektives Stillen mit adäquatem Milchtransfer und ohne Schmerzen für Mutter und Kind. Dazu ist es von Vorteil, wenn Mutter und Kind sich gut aufeinander einstellen, was das Kind instinktiv tut und die Mutter weitgehend bewusst erlernt. Wie gut das Anlegen gelingt, wird weitgehend subjektiv beurteilt; es gibt wenige objektive Kriterien für das effektive und bequeme Positionieren und Ansaugen des Säuglings an der Mutterbrust beim Stillen.

  • Apoptose (en: apoptosis): Das Absterben einer Zelle ohne Inflammation, das als natürlicher und kontrollierter Teil des Wachstums oder der Entwicklung eines Organismus auftritt; wird auch als programmierter Zelltod bezeichnet. Siehe auch Mammainvolution(S. 433)

  • Areola (auch Brustwarzenhof) (en: areola): Das dunklere Hautareal, das die Brustwarze umgibt. Die Oberfläche der Haut trägt hier viele kleine Erhebungen. Diese sind normale Talgdrüsen, spezielle Talgdrüsen (Montgomery-Drüsen) und Schweißdrüsen.

  • At-Breast-Supplementer (en: supply line): Siehe Brusternährungsset (S. 423)

  • Atopische Dermatitis (en: atopic dermatitis [also eczema]): Siehe Dermatitis der Brustwarze und des Warzenhofs (S. 425)

  • Aufstoßen (en: posset): Siehe Regurgitation beim Säugling (S. 439)

  • Aurorakinase A (en: aurora kinase A): Eine durch den Zellzyklus regulierte Kinase, die vermutlich an der Bildung der Mikrotubuli und/oder Stabilisierung der Spindelpole während der Chromosomensegregation beteiligt ist – man nimmt an, dass sie eine Schlüsselrolle bei der sekretorischen Aktivierung spielt, indem sie die Bildung binukleärer Laktozyten stimuliert.

  • Ausbleibende Regelblutung (in der Stillzeit) (en: amenorrhoea [lactational]): Siehe Laktations-Amenorrhö (S. 431)

  • Ausscheidungen des Säuglings (en: infant output): Anzahl nasser/voller Windeln pro 24 Stunden

  • Ausscheidungshäufigkeit (en: output – infant): Siehe Ausscheidungen des Säuglings (S. 422)

  • Ausschließliches Stillen (en: exclusive breastfeeding): Ernährung eines Säuglings nur mit Muttermilch (dies kann neben an der Brust getrunkener Muttermilch auch abgepumpte Milch der Mutter oder einer Spenderin oder Brustmilch einer Amme sein). Zusätzlich können dem Säugling bei Bedarf noch Vitamine, Mineralien oder Arzneimittel in Form von Tropfen oder Sirup gegeben werden. Jedoch auch keine andere Flüssigkeit außer Muttermilch, auch kein Wasser oder Tee (Definition der Weltgesundheitsorganisation). Siehe auch Überwiegendes Stillen (S. 444), Fütterung von Beikost (S. 427), Zufüttern/Zwiemilchernährung (S. 446), Nicht ausschließliches Stillen (S. 436), Partielles Stillen (S. 437) und Fütterung mit Säuglingsmilchnahrung (S. 427)

  • Aussehen der Muttermilch (en: breastmilk appearance): Siehe Farbe der Muttermilch (S. 426)

  • Ausstreichen von Muttermilch (en: expression of breastmilk): Siehe Gewinnen von Muttermilch (S. 428)

  • Axilläres Brustdrüsengewebe (auch Axillärer Ausläufer der Brustdrüse, Spence-Ausläufer) (en: axillary mammary tissue [also axillary mammary tail]): Drüsengewebe, das sich entlang der Milchleiste von der Brust in Richtung der Achsel erstreckt, teilweise unter dem lateralen Rand des Musculus pectoralis major.

B

  • β-Lactoglobulin (en: β-lactoglobulin): Ein Molkenprotein, das in Kuhmilch enthalten ist, nicht aber in menschlicher Muttermilch.

  • Baby-led Weaning (auch breifreie Beikosteinführung) (en: infant-led weaning): Methode zur Beikosteinführung, bei der das Kind selbst bestimmt, welche der angebotenen Lebensmittel es isst. Lebensmittel von geeigneter Beschaffenheit werden unzerkleinert angeboten, und das Kind kann eigenständig essen, indem es sich etwas aussucht und greift. Das fördert das selbstgesteuerte Handeln bei einem Minimum an elterlichem Eingreifen in die Nahrungsaufnahme. Hierbei sind kleine, harte Lebensmittel wegen Erstickungsgefahr zu vermeiden. Siehe Abstillen, Entwöhnung (S. 420)

  • Baby-Blues (en: baby blues): Siehe Postpartales Stimmungstief (S. 438)

  • Babygeleitetes Anlegen (auch Intuitives Stillen) (en: baby-led attachment): Ein angeborenes Verhaltensmuster des Säuglings, das gezeigt wird, wenn er in Bauchlage auf der Brust der Mutter liegt. Es ist der vom Baby initiierte Stillbeginn. Es besteht darin, dass das Kind weitgehend eigenständig den Warzenhof aufsucht und schließlich die Brustwarze mit dem Mund erfasst.

  • Bauchlage (en: prone): Flach liegende Position mit der vorderen Körperseite (Bauchseite) nach unten. Siehe auch Rückenlage (S. 440)

  • Becherfütterung (en: cup feeding): Muttermilch wird in einen kleinen Trinkbecher gefüllt und dem Kind so an den Mund gehalten, dass eine kleine Menge Milch hineinfließen kann. Siehe auch Paladai; in Deutschland nicht gängig (S. 437)

  • Beidseitiges Abpumpen (auch Doppelseitiges Abpumpen) (en: simultaneous pumping [also double pumping]): Aus beiden Brüsten einer Frau wird gleichzeitig Muttermilch abgepumpt. So kann sowohl eine größere Milchmenge als auch ein höherer Anteil der verfügbaren Milch gewonnen werden, als wenn man die Brüste einzeln nacheinander abpumpt.

  • Beidseitiges Stillen (en: paired breastfeed): Stillmahlzeit, bei der der Säugling aus beiden Brüsten mit einem Abstand von nicht mehr als 30 Minuten trinkt. Siehe auch Stillvorgang (S. 442), Cluster-Feeding (S. 424), Stillmahlzeit (S. 442)

  • Beikosteinführung (en: mother-led weaning): Beikost wird dem Kind auf dem Löffel angeboten, mit allmählichem Übergang von Brei zu gröberen Texturen, greifbaren Stücken und schließlich Essen vom Familientisch. Hierbei erfolgt die Fütterung von Elternseite aus. Siehe auch Baby-Led weaning (S. 422)

  • Beißring (en: teething ring): Ring, auf den der Säugling beißen kann.

  • Beruhigungssauger (en: pacifier): Siehe Schnuller (S. 440)

  • Bifidobakterien (en: bifidobacteria): Grampositive anaerobe Bakterien, die in der Muttermilch vorkommen und im Darm von gestillten Säuglingen sehr verbreitet sind. Sie fermentieren Zucker (insbesondere Oligosaccharide aus der Muttermilch) zu kurzkettigen Fettsäuren wie z. B. Acetat, Propionat und Butyrat, welche eine wichtige Rolle für ein gesundes Immunsystem spielen.

  • Bilirubin (en: bilirubin): Ein gelbes Abbauprodukt, das im Zuge des physiologischen Stoffwechsels von Hämoglobin entsteht.

  • Bindungsaufbau (auch bonding) (en: bonding [also attachment]): Entstehung einer starken und liebevollen Verbindung zwischen Mutter und Kind, positiv beeinflusst durch das Hormon Oxytocin.

  • Bindungsorientierte Elternschaft/Erziehung (en: attachment parenting): Eine Erziehungslehre, die auf einer wechselseitigen, zwischenmenschlichen und responsiven Beziehung von Eltern und ihren Kindern basiert.

  • Bioaktive Komponente (en: bioactive component): Unverdauliche Nahrungsbestandteile (von z. B. Muttermilch), die biologische Prozesse regulieren und dadurch gesundheitliche Auswirkungen haben.

  • Bleb (en: bleb): Siehe Überhäuteter Milchausgang (S. 444)

  • Blockierter Milchgang (en: clogged milk duct, plugged milk duct): Siehe Verstopfter Milchgang (S. 445)

  • Blut-Milch-Schranke (en: blood-milk barrier): Eine Zellmembran, die verhindert, dass Blutbestandteile direkt aus dem extrazellulären Raum in die Milch übertreten oder umgekehrt Milchbestandteile direkt aus dem Alveolarlumen in das Interstitium eindringen. Während der sekretorischen Aktivierung wird dieser Weg durch Tight Junctions verschlossen. In der Schwangerschaft und wahrscheinlich auch bei einer Mastitis sowie während der Involution ist diese Barriere geöffnet.

  • Bonding (en: attachment): Siehe Bindungsaufbau (S. 422) und Anlegen (S. 421)

  • Bovines Serumalbumin (en: bovine serum albumin): Ein artspezifisches Protein in der Kuhmilch, das in geringer Konzentration auch in der Milch von Frauen vorhanden ist, deren Ernährung Kuhmilch enthält.

  • Brust (auch Brustdrüse) (en: breast [this term is interchangeable with mammary gland]): Eine sekretorische Drüse und sekundäres Geschlechtsorgan der Frau. Während der Schwangerschaft kommt es zu einem Wachstum und der Differenzierung des Brustdrüsengewebes. Dieser Umbauprozess führt letztlich zur Bildung und Sekretion von Muttermilch. Die funktionelle Reife wird erst mit der Laktation erreicht. Nach dem allmählichen Abstillen des Säuglings setzt die Involution ein, und das Milchdrüsengewebe kehrt zum inaktiven, prägravidem Stadium zurück. Siehe auch Brustdrüse (S. 423)

  • Brustabstand (en: intramammary distance): Horizontaler Abstand zwischen rechter und linker Brust am Punkt der geringsten Entfernung.

  • Brustabszess (en: breast abscess): Charakterisiert durch einen abgekapselten, fühlbaren Tumor, der in der Regel druckschmerzempfindlich und oft mit einer lokalen, schmerzhaften Entzündung der Brust assoziiert ist. Geht häufig, aber nicht immer, mit Fieber und allgemeinem Krankheitsgefühl einher. Es kann schwierig sein, zwischen Milchstau, verstopftem Milchgang, Mastitis und Brustabszess zu unterscheiden, da der Übergang meist fließend ist ohne klare Abgrenzung. Allen gemeinsam ist der Milchstau bzw. der zu geringe Milchabfluss. Siehe auch Überfüllung (S. 444), Verstopfter Milchgang (S. 445), Mastitis (S. 433)

  • Brustdrüse (auch Brust) (en: mammary gland [this term is interchangeable with breast]): Eine sekretorische Drüse und sekundäres Geschlechtsorgan der Frau. Während der Schwangerschaft kommt es zu einem Wachstum und der Differenzierung des Brustdrüsengewebes. Dieser Umbauprozess führt letztlich zur Bildung und Sekretion von Muttermilch. Die funktionelle Reife wird erst mit der Laktation erreicht. Nach dem allmählichen Abstillen des Säuglings setzt die Rückbildung ein, und das Milchdrüsengewebe kehrt zum inaktiven, prägravidem Stadium zurück. Siehe auch Brust (S. 423)

  • Brusternährungsset (en: at-breast supplementer [also supplemental nursing system, supply line]): Ein System für die Säuglingsernährung, bei dem ein dünner Schlauch, der in einen Muttermilchbehälter mündet, unmittelbar neben der Spitze der Brustwarze positioniert wird, sodass das Kind beim Saugen an der Brust auch Milch durch den Schlauch saugt und aufnimmt.

  • Brusthaube (auch Trichter) (en: breast shield, pump shield): Der trichterförmige Teil einer Brustpumpe, der den Warzenhof abdeckt und in einen Tunnel mündet, der seinerseits die Brustwarze umgibt und durch den die Milch ins Auffanggefäß fließt.

  • Brust- und Brustwarzenherpes (en: breast and nipple herpes): Siehe Herpes der Brustwarze und Brust (S. 428)

  • Brusthütchen (auch Stillhütchen) (en: nipple protector [also nipple shield]): Siehe Stillhütchen (S. 442)

  • Brustkompression (en: breast compression): Siehe Brustmassage (S. 423)

  • Brustkrebs (en: mammary carcinoma): Siehe Mammakarzinom (S. 433)

  • Brustmassage (en: breast massage): Behutsame und sanfte Massage der Brust (durch Streicheln mit leichtem Druck). Die verwendeten Massagemethoden variieren je nach Kulturkreis. Auch bei der Komplexität der Techniken und der Dauer der Massage gibt es große Unterschiede. Massagen werden angewandt, um verstopfte Milchgänge zu lösen, durch eine Lymphdrainage die sekretorische Aktivierung zu unterstützen oder die Brust zu entspannen.

  • Brustrekonstruktion (auch Brustaufbau) (en: mammary reconstruction [also breast reconstruction]): Plastische Operation der Brust zur Wiederherstellung des Aussehens, der Kontur und des Volumens der Brust; häufig nach einer Mastektomie. Physiologische Funktion und Sensibilität werden hierbei nicht wiedergewonnen. Siehe auch Mammaplastik (S. 433), Brustverkleinerung (S. 424), Brustvergrößerung (S. 424)

  • Brustschale (auch Brustwarzenschutz) (en: breast shell [also milk cup, breast cup, Meredith shield]): Eine feste Kunststoffschale, die im BH getragen werden kann. Sie besteht aus einem inneren und einem äußeren Teil, die zusammengesteckt werden. Die innere Schale hat ein, je nach Verwendung, unterschiedlich großes Loch für die Brustwarze, die äußere hält BH und Kleidung von der Brustwarze fern. Wird vor allem als Hilfsmittel bei Schlupfwarzen und/oder wunden Brustwarzen vermarktet. Siehe auch Stillhütchen, Brusthütchen (S. 442)

  • Brustsoor in der Stillzeit (en: breast and nipple thrush, nipple and breast thrush): Siehe Candidose der Brustwarze und der Brust (S. 424)

  • Brustspeicherkapazität (en: storage capacity of the mammary gland): Siehe Speicherkapazität der Brustdrüse (S. 441), Potenzielle Speicherkapazität (S. 438)

  • Brustvergrößerung (auch Mammaaugmentation) (en: mammary augmentation [also breast augmentation]): In der plastischen Chirurgie ein Sammelbegriff für Brustimplantate und Fetttransplantationsverfahren, die darauf abzielen, die weibliche Brust zu vergrößern und dabei ggf. die Form und Textur zu korrigieren. Siehe auch Mammaplastik (S. 433), Brustverkleinerung (S. 424), Brustrekonstruktion (S. 423)

  • Brustverkleinerung (auch Mammareduktion) (en: mammary reduction [also breast reduction]): Plastisch-chirurgischer Eingriff, um die Brust zu verkleinern (und oft auch um ihre Form und Position zu korrigieren). Siehe auch Mammaplastik (S. 433), Brustvergrößerung (S. 424), Brustrekonstruktion (S. 423)

  • Brustverweigerung (auch Ablehnung der Brust) (en: neonatal breast refusal): Säuglingsverhalten, bei dem das Kind von Anfang an nicht in der Lage ist, die Brust zu erfassen und daran zu trinken. Siehe auch Stillstreik (S. 442)

  • Brustwarze (en: nipple): Siehe Mamille (S. 433)

  • Brustwarzen- und Warzenhofekzem (en: nipple and areolar eczema): Siehe Dermatitis der Brustwarze und des Warzenhofs (S. 425)

  • Brustwarzenerektion (en: nipple erection): Die Stimulation der Brust über den Sympathikusnerv bewirkt, dass die glatte Muskulatur des Warzenhofs und der Brustwarze kontrahiert und die Brustwarze sich zusammenzieht und verhärtet.

  • Brustwarzenpiercing (en: nipple piercing): Kosmetischer Eingriff mit langer geschichtlicher Tradition, bei dem die Mamille durchstochen wird, um Schmuck daran befestigen zu können. Dies kann zur partiellen oder vollständigen Obstruktion der Milchgänge führen.

  • Brustwarzenschutz (en: breast cup): Siehe Stillhütchen (S. 442)

  • Brustzyste (en: breast cyst): Eine gutartige flüssigkeitsgefüllte Geschwulst, die typischerweise fest, glatt, lobulär und frei beweglich ist. Ist im Gegensatz zur Galaktozele nicht mit Milch gefüllt. Siehe Galaktozele (S. 427) und Knoten in der Brust während der Laktation (S. 430)

C

  • Candida (en: candida): Eine Gattung von Hefepilzen, die häufige Pilzinfektionen hervorrufen. Siehe auch Candidose der Brustwarze und Brust (S. 424)

  • Candida-Mastitis (en: candidiasis of the nipple and breast [also thrush in lactation, candida mastitis]): Siehe Candidose der Brustwarze und der Brust (S. 424)

  • Candidose der Brustwarze und der Brust (auch Brustsoor in der Stillzeit) (en: candidiasis of the nipple and breast [also thrush in lactation, candida mastitis]): Gekennzeichnet durch Schmerzen in der Brust bzw. Brustwarze während und nach dem Stillen, verbunden mit extremer Empfindlichkeit der Brustwarzen. Das Syndrom wird üblicherweise per Ausschlussverfahren diagnostiziert (klinisch diagnostiziert: in Deutschland nicht üblich); ob Candida (meist Candida albicans) der Erreger der Infektion ist, bleibt dann noch endgültig durch Labortests abzuklären. Sie tritt meistens aufgrund von herabgesetzter Immunabwehr und/oder von Hautverletzungen auf.

  • Casein/Casein-Mizelle (en: casein/casein micelle): Eine Familie von ähnlichen Phosphat-Proteinen, die eine Mizellenstruktur bilden: die sogenannten Casein-Mizellen mit α-s1-, β- und λ-Casein-Untereinheiten. Es ist das Hauptprotein bei den meisten Säugetieren, macht jedoch im menschlichen Kolostrum nur 10% des Gesamtproteins aus, in reifer Muttermilch 40%. Die Casein-Mizellen und die Phosphorylierung der Casein-Moleküle tragen zur hohen Verfügbarkeit von Kalzium in der Muttermilch bei, da sie dafür sorgen, dass Kalzium auch in hohen Konzentrationen löslich bleibt. λ-Casein wird im Magen des Säuglings hydrolysiert, die verbleibenden Proteine ​​gerinnen zu einem weichen Casein-Brei. Der hohe Casein-Gehalt in Kuhmilch hingegen führt im Magen zur Bildung einer sehr festen Masse.

  • Choanalatresie (en: choanal atresia): Angeborener Verschluss der Nasenwege, meist verursacht durch Membran- oder Knochengewebe.

  • Cluster-Feeding (en: cluster breastfeed): Mehrere kurze Stillmahlzeiten mit weniger als 30 Minuten Trinkpause dazwischen.

  • Coopersche Ligamente (auch Ligamenta suspensoria mammaria) (en: Cooper’s ligaments [also ligamenta suspensoria]): Bindegewebige Septen, die das Brustgewebe im Unterhautgewebe und in der Faszie des großen Brustmuskels verankern. Sie verlaufen zwischen den einzelnen Drüsenabschnitten und gehen in das Unterhautfettgewebe über.

  • Co-Sleeping (auch Rooming-in) (en: co-sleeping [also rooming in]): Mutter und Kind schlafen nah beieinander (in Reichweite). So können sie über sensorische Signale und Zeichen aller Art kommunizieren und sich einander vergewissern.

  • Costalis (en: costal): Zu den Rippen gehörig (z.B. Cartilago costalis = Rippenknorpel).

  • Costochondritis (en: costochondritis): Entzündung des Knorpelgewebes, das die Rippen mit dem Brustbein verbindet. Mögliche Ursache für Brustschmerzen, die nicht von der Brustdrüse ausgehen, sondern muskuloskelettalen Ursprungs sind.

  • Creamatocrit (en: creamatocrit): Maß für den Fettgehalt einer Milchprobe; zur Bestimmung wird die Probe zentrifugiert und die Dicke der Fettschicht im Verhältnis zur restlichen Milch gemessen.

D

  • Damm, Perineum (en: perineum): Areal zwischen Vulva und Anus.

  • Dancer-Griff (en: dancer hand position): Spezielle Stillhaltung, bei der die Mutter mit der Hand den Kiefer und die Wangen des Kindes stabilisiert, um das Stillen zu erleichtern. Wird insbesondere bei Muskelschwäche angewendet.

  • Dermatitis (en: dermatitis): Siehe Dermatitis der Brustwarze und des Warzenhofs (S. 425)

  • Dermatitis der Brustwarze und des Warzenhofs (en: nipple and areolar dermatitis): Hautentzündung im Bereich der Brustwarze bzw. des Warzenhofs. Zeigt sich durch Jucken, Nässen, Brennen und Schmerzen der betroffenen Brustwarze und/oder des Warzenvorhofs.

  • Diabetes (en: diabetes): Störung der Fähigkeit, Insulin zu produzieren bzw. darauf zu reagieren. Siehe auch Gestationsdiabetes (S. 428), Typ-1-Diabetes (S. 443), Typ-2-Diabetes (S. 443)

  • Diabetes insipidus (en: diabetes insipidis): Verursacht durch eine geringe oder fehlende Sekretion des Wasserhaushalts-Hormons Vasopressin in der Hirnanhangdrüse oder durch mangelhaftes Ansprechen der Nieren auf Vasopressin.

  • Diagnostischer Ultraschall (en: diagnostic ultrasound): Bildgebende Untersuchung von Strukturen im Körperinneren auf eventuelle Anomalien oder krankhafte Prozesse mittels Ultraschall. Siehe auch Therapeutischer Ultraschall (S. 443)

  • Doppelseitiges Abpumpen (en: double pumping): Siehe Beidseitiges Abpumpen (S. 422)

  • Doula (en: doula): Begleiterin, die der Mutter eines Neugeborenen im perinatalen Zeitraum nicht-medizinische Unterstützung und Hilfe leistet.

  • Ductus lactifer (en: lactiferous duct): Siehe Milchgang (S. 434)

  • Duktale Obstruktion (en: ductal obstruction): Narbenbildung oder andere Schädigung, die dazu führt, dass ein Milchgang verengt oder vollständig verschlossen ist.

  • Duktales Papillom (en: ductal papilloma): Siehe Intraduktales Papillom, Milchgangspapillom (S. 430)

  • Dyade (Stillen) (auch Mutter-Kind-Dyade) (en: dyad [breastfeeding]): Die wechselseitige Beziehung zwischen einer stillenden Mutter und ihrem Kind.

  • Dyschezie im Säuglingsalter (en: infant dyschezia): Gutartige, vorübergehende verstopfungsähnliche Störung, die auf einen entwicklungsbedingten Mangel an Koordination der Entspannung des Beckenbodens und der Druckerhöhung im Bauchraum vor der Stuhlentleerung zurückzuführen ist. Siehe auch Obstipation (S. 436)

  • Dysphagie (en: dysphagia): Schluckstörung

  • Dysphorischer Milchspendereflex (en: dysphoric milk ejection reflex [D-MER]): Plötzliches Einsetzen negativer Gefühle bei der Mutter unmittelbar vor der Auslösung des Milchspendereflexes für mehrere Minuten. Zwischen den Milchspendereflexen beschreiben die Betroffenen ihre Stimmungslage als gut. Siehe auch Milchejektion (S. 434)

E

  • Echogenität (en: echogenicity): Fähigkeit einer Struktur, Schallwellen zu reflektieren, z.B. Ultraschallwellen bei der Untersuchung. Je höher die Echogenität einer Struktur ist, desto heller erscheint sie im Ultraschallbild.

  • Eiallergie (en: egg allergy): Siehe Hühnereiallergie (S. 429)

  • Eindruck unzureichender Milchmenge (en: perception of insufficient milk [PIM]): Siehe Geringes Vertrauen in die eigene Stillfähigkeit (S. 428)

  • Eingezogene Brustwarze (en: inverted nipple): Brustwarze steht infolge einer Entwicklungsstörung des der Brust zugrunde liegenden Mesenchyms nicht hervor. Kann ein- oder beidseitig (uni- oder bilateral) auftreten und beim Stillen technische Probleme verursachen.

  • Einseitiges Abpumpen (en: sequential pumping [also single pumping]): Siehe Sequentielles Abpumpen (S. 441)

  • Einsetzen der Mammogenese und Laktogenese (en: lactation initiation): Eine Kaskade von Ereignissen, die letztlich zur Synthese und Sekretion von Milchbestandteilen aus den Laktozyten der Brustdrüse führt. Der Prozess umfasst die alveoläre Entwicklung, die Spezialisierung zu Laktozyten (sekretorische Differenzierung) und den Milcheinschuss (sekretorische Aktivierung). Siehe auch Alveoläre Entwicklung (S. 421), Sekretorische Differenzierung (S. 440), Sekretorische Aktivierung (S. 440)

  • Ekzem (en: eczema [atopic dermatitis]): Siehe Dermatitis der Brustwarze und des Warzenhofs (S. 425)

  • Elektrische Milchpumpe (en: electric breast pump): Muttermilchpumpe für den persönlichen Gebrauch, die mit Strom betrieben wird (entweder Netzstrom oder Batterie), entweder zum ein- oder zum beidseitigen Abpumpen (beide Brüste nacheinander oder gleichzeitig). Siehe auch Klinik-/Leih-Milchpumpe (S. 430)

  • Empfehlung für die Stilldauer (en: recommendation for the duration of lactation): Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt ausschließliches Stillen in den ersten 6 Lebensmonaten, dann Zufütterung angemessener fester Nahrung begleitend zum Stillen bis zum Alter von 2 Jahren oder darüber hinaus. Siehe auch Stilldauer (S. 442)

  • Endknospen (en: terminal end buds): Aussackungen, die Brustdrüsenepithel und Stammzellen enthalten, am Ende der sich entwickelnden Milchgänge vor der funktionellen Reifung und nach der Rückbildung der Brustdrüse. Siehe auch Mammaknospen (S. 433)

  • Endokrin (en: endocrine): Bezeichnet Drüsen, die Hormone direkt in den Blutkreislauf ausschütten, damit diese zu einem entfernten Zielorgan transportiert werden.

  • Entbindung (en: parturition): Geburt des Kindes. Baby und Placenta verlassen die Gebärmutter.

  • Entero-broncho-mammäres System (en: entero-broncho-mammary pathway): Siehe Entero-mammäres System (S. 426)

  • Entero-mammäres System (auch Entero-broncho-mammäres System) (en: entero-mammary pathway [also entero-mammary link, entero-broncho-mammary pathway]): Körpereigenes System, über das gegen Ende der Schwangerschaft laktogene Hormone bewirken, dass Lymphozyten aus Ansammlungen im Darmtrakt in die Brust übergehen. Dank dieses Systems enthält die Muttermilch spezifische IgA-Antikörper, die das Kind vor Mikroorganismen schützen, die das Immunsystem der Mutter bereits kennt. Deshalb ist es wichtig, mit dem Stillen gleich nach der Geburt zu beginnen, um das Kind gleich von Anfang an vor mikrobiellen Infektionen zu schützen.

  • Entrahmte Muttermilch (en: skim breastmilk): Anteil der Muttermilch, der nach Zentrifugation und Abtragung der Fettschicht übrig bleibt.

  • Entwicklungsbedingte Laktoseintoleranz (en: developmental lactose intolerance): Kommt bei Frühgeborenen vor, die nach weniger als 34 Schwangerschaftswochen auf die Welt kommen, und ist durch die Unreife des Verdauungsenzymsystems bedingt. Wenn irgend möglich, sollten auch Frühgeborene mit Muttermilch ernährt werden. Siehe auch Angeborene Laktoseintoleranz (S. 421), Laktoseintoleranz (S. 432), Primäre Laktoseintoleranz (S. 438), Sekundäre Laktoseintoleranz (S. 441)

  • Entzündliche Mastitis (en: non-infective mastitis): Siehe Mastitis (S. 433)

  • Ergänzende Fütterung zusätzlich zur Muttermilchernährung (en: mixed breastfeeding): Siehe Nicht ausschließliches Stillen (S. 436), Zufüttern/Zwiemilchernährung (S. 446)

  • Ernährungsempfehlungen für Mütter (en: maternal diet): Empfehlungen zur Ernährung für schwangere und/oder stillende Frauen. Für stillende Mütter gelten dieselben Empfehlungen wie für jede gesunde erwachsene Frau: eine vielseitige, ausgewogene Ernährung, in der alle Lebensmittelgruppen in angemessener Menge verzehrt werden.

  • Erworbenes Immunsystem (en: adaptive immune system): Siehe Spezifisches/Adaptives Immunsystem (S. 441)

  • Estrogen (en: estrogen): Siehe Östrogen (S. 436)

  • Etabliertes Stillen (en: established lactation): Zeitraum vom Sekretionsbeginn reifer Muttermilch bis zum Beginn der Entwöhnung. Derzeit gilt Muttermilch ab etwa 2–3 Wochen nach der Entbindung als reif; es ist jedoch weitere Forschung erforderlich, um konkrete Marker des etablierten Stillens zu benennen. Siehe auch Reife Muttermilch (S. 439), Übergangsmilch (S. 444), Entwöhnung/Abstillen (S. 420)

  • Eutheria (auch Höhere Säugetiere, Plazentatiere) (en: eutherian): Unterklasse der Säugetiere, bei denen die Ernährung des Fötus über eine Plazenta erfolgt.

F

  • Familiäre puerperale Alaktogenese (en: familial puerperal alactogenesis): Ein isolierter Prolaktinmangel, der zu primärer Laktationsinsuffizienz (S. 438) führt.

  • Farbe der Muttermilch (auch Aussehen der Muttermilch) (en: breastmilk colour [also breastmilk appearance]): Da die Muttermilch wenig Casein enthält, wird ihre Farbe durch den Fettgehalt bestimmt, der je nach Füllungsgrad der Brust variiert. Wenn die Brust voll ist, ist die erste Milch, die austritt, wegen des geringen Fettanteils blass bläulich. Wenn die Brust weitgehend entleert ist, hat die neu produzierte Milch einen hohen Fettgehalt und sieht deshalb gedeckt weiß aus. Die weiße Farbe von Kuhmilch hingegen ist vor allem auf den hohen Caseingehalt zurückzuführen, der unabhängig vom Füllungsgrad des Euters relativ konstant ist. Siehe auch Milchfett (S. 434)

  • Färbung der Muttermilch (en: coloured breastmilk): Muttermilch, deren Aussehen von der gewöhnlichen Farbe der Muttermilch abweicht. Die Färbung kann rosa, rot, rosa-orange, grün oder braun sein. Bekannte Ursachen hierfür sind Drogen und Arzneimittel, verschiedene Lebensmittel, bakterielle Infektionen und Blutungen. Meist harmlos. Siehe auch Farbe der Muttermilch (S. 426)

  • Feedback-Inhibitor der Laktation (en: feedback inhibitor of lactation [FIL]): Protein der Muttermilch, das die Milchbildung herunterreguliert, wenn seine Konzentration in den Alveolen ansteigt. Dass es einen solchen Mechanismus gibt, ist zwar experimentell umfassend belegt, doch wie er genau funktioniert, steht noch zu klären.

  • Feinnadelaspiration (FNA) (en: fine needle aspiration [FNA]): Diagnostisches Verfahren, bei dem mit einer dünnen Nadel Flüssigkeits- oder Gewebeproben aus Brustläsionen oder -zysten entnommen werden.

  • Fettgehalt (en: cream): Der Fettanteil in Milch, der an die Oberfläche steigt, wenn die Milch eine Zeit lang stehengelassen oder zentrifugiert wird. Siehe auch Milchfett (S. 434)

  • Fibroadenom (en: fibroadenoma of the mammary gland): Ein gutartiger, beweglicher, fester Tumor epithelialen Ursprungs mit auffälliger Proliferation von Fibroblasten. Häufig fühlbar. Tumorgewebe kann im Stroma drüsenähnliche Strukturen bilden. Tritt am häufigsten bei Frauen im Alter von 15–35 Jahren auf.

  • Flache Brustwarze, Flachwarze (en: flat nipple): Brustwarze, die sich nicht oder nur leicht aus dem Warzenhof erhebt. Siehe auch Eingezogene Brustwarze (S. 425)

  • Flaschenfütterung (en: bottle-fed, bottle-feeding): Das Füttern eines Säuglings mit der Flasche.

  • Flaschenfütterung mit abgepumpter Muttermilch (en: breastmilk feeding): Wenn zuvor abgepumpte Frauenmilch dem Säugling mit der Flasche gegeben wird.

  • Flaschensauger (auch Künstlicher Sauger) (en: artificial teat [also artificial nipple]): Ein künstliches Hilfsmittel, das typischerweise der Form einer Brustwarze nachempfunden ist. Der Flaschensauger wird auf eine Flasche aufgesetzt, um Säuglingen abgepumpte Muttermilch oder Säuglingsmilchnahrung zu geben.

  • Follikelstimulierendes Hormon (FSH) (en: follicle stimulating hormone [FSH]): Hormon, das vom Hypophysenvorderlappen ausgeschüttet wird und die Bildung von Eizellen bzw. Spermien fördert.

  • Formulanahrung (en: artificial formula): Siehe industriell hergestellte Säuglingsmilchnahrung (S. 429)

  • Frauenmilch (en: human milk): Siehe Muttermilch (S. 435)

  • Frenotomie (auch Frenulektomie) (en: frenulotomy [also frenectomy, frenotomy, fenulectomy]): Chirurgischer Eingriff zur Durchtrennung bzw. Entfernung des Frenulums.

  • Frenulum (linguae) (auch Zungenbändchen) (en: frenulum): Schleimhautfalte entlang der Mittellinie der Zungenunterseite, die die Zunge am Mundboden fixiert.

  • Frische Muttermilch (auch unbehandelte Muttermilch) (en: fresh milk): Abgepumpte Muttermilch, die keinerlei Verarbeitungsschritten wie Pasteurisierung oder Einfrieren und Auftauen unterzogen wurde.

  • Fruchtbarkeit in der Stillzeit (en: fertility and breastfeeding): Siehe Laktations-Amenorrhö (S. 431)

  • Frühgeburt (en: preterm birth): Geburt vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche

  • Füllungsgrad der Brustdrüse (en: degree of fullness of the mammary gland): Aktuell in der Brustdrüse vorhandene Milchmenge im Verhältnis zur insgesamt vorhandenen Speicherkapazität zu einem bestimmten Zeitpunkt; ermittelt mit einem computergestützten Messsystem. Ein Füllungsgrad von 1,0 entspricht einer maximal gefüllten Brust; ein Füllungsgrad von 0,0 bedeutet, dass die Brust komplett entleert ist. Siehe auch Speicherkapazität der Brustdrüse (S. 441), Potenzielle Speicherkapazität (S. 438)

  • Füttern nach Bedarf (en: feeding to need): Siehe Stillen nach Bedarf (S. 442)

  • Fütterung mit Muttermilchersatznahrung (en: artificial feeding): Ernährung des Kindes ausschließlich mit Muttermilchersatznahrung, d. h. mit jeglicher Nahrung, die als partieller oder vollständiger Ersatz für Muttermilch vermarktet oder anderweitig angeboten wird.

  • Fütterung mit Säuglingsmilchnahrung (en: substitute feeding): Wenn Stillen kontraindiziert ist und stattdessen Säuglingsmilchnahrung gegeben werden muss. Siehe auch Ausschließliches Stillen (S. 422), Überwiegendes Stillen (S. 444), Fütterung von Beikost (S. 427), Zufüttern/Zwiemilchernährung (S. 446), Industriell hergestellte Säuglingsmilchnahrung (S. 429) und Abstillen (S. 420)

  • Fütterung von Beikost (en: complementary feeding): Nährstoffreiche, für Babys geeignete Lebensmittel, die beim allmählichen Übergang vom ausschließlichen Stillen zu ausschließlich fester Nahrung gegeben werden, während weiterhin teilweise gestillt wird. Mit dem Zufüttern von Beikost wird üblicherweise 6 Monate nach der Geburt begonnen. Siehe auch Ausschließliches Stillen (S. 422), Nicht ausschließliches Stillen (S. 436), Überwiegendes Stillen (S. 444), Zufüttern/Zwiemilchernährung (S. 446), Fütterung mit Säuglingsmilchnahrung (S. 427) und Abstillen (S. 420)

  • Fütterungspositionen (en: feeding positions): Siehe Stillpositionen (S. 442)

G

  • Galaktagogum (auch Laktogogum) (en: galactogogue [also lactogogue]): Jedes Lebens- oder sonstiges Mittel, das nachweislich die Milchbildung fördert.

  • Galaktorrhoe bei Neugeborenen (auch Hexenmilch) (en: galactorrhoea, neonatal galactorrhoea [also witch’s milk, neonatal milk]): Kolostrum-ähnliches Sekret, das unter dem Einfluss des Entzugs von mütterlichen Hormonen bei Neugeborenen beiderlei Geschlechts gelegentlich gebildet wird.

  • Galaktosämie (en: galactosaemia): Seltene Störung des Galaktosestoffwechsels aufgrund eines Mangels entweder an Galaktose-1-Phosphat-Uridyltransferase (häufigste und schwerste Form), an Galaktokinase oder an Galactose-6-Phosphat-Epimerase. Bei Säuglingen mit dieser Störung ist Stillen kontraindiziert.

  • Galaktozele (en: galactocoele): Gutartige Brustläsion in Form einer Milchzyste; der Ursprung ist vermutlich ein hartnäckig verstopfter Milchgang oder Defekt in der Wand des Gangs während der Schwangerschaft, Stillzeit oder Abstillen. Siehe auch Brustzyste (S. 424)

  • Gallensalz-stimulierte Lipase (en: bile salt-stimulated lipase [BSSL]): Verdauungsenzym, das in geringer Konzentration im Molkeanteil vorliegt. Nach Aktivierung durch Gallensalze im Duodenum hydrolysiert es verschiedene Lipid-Substrate (kurz- und langkettige Mono-, Di- und Triglyceride sowie Cholesterin-, Retinol- und p-Nitrophenyl-Ester).

  • Gastroösophageale Refluxkrankheit (en: gastro-oesophageal reflux disease [GORD], (also gastroesphageal reflux disease [GERD]): Krankhafte Ausprägung verbunden mit Komplikationen der physiologischen Regurgitation beim Säugling. Siehe auch Regurgitation beim Säugling (S. 439)

  • Gastroösophagealer Reflux (GER, GÖR) (en: gastro-oesophageal reflux [GOR]): Siehe Regurgitation beim Säugling (S. 439)

  • Gaumen (auch Palatum) (en: palate): Obere Wand, die die Mundhöhle von der Nasenhöhle trennt. Siehe auch Harter Gaumen (S. 428), Weicher Gaumen (S. 445)

  • Geburtsgewicht (en: birth weight): Das Körpergewicht eines Säuglings bei der Geburt.

  • Gedeihstörung (en: failure to thrive): Siehe Langsame Gewichtszunahme (S. 432)

  • Gelbkörper (auch Corpus luteum) (en: corpus luteum): Nach dem Eisprung im Eierstock gebildete Struktur, die Hormone ausschüttet. Wenn keine Befruchtung eintritt, bildet sich der Gelbkörper nach ein paar Tagen wieder zurück.

  • Gelbsucht (auch Ikterus) (en: jaundice): Gelbliche Färbung der Haut, der Bindehaut der Augäpfel und anderer Schleimhäute infolge einer Hyperbilirubinämie (erhöhten Bilirubinkonzentration im Blut). Siehe auch Pathologischer Ikterus (S. 437), Physiologischer Ikterus (S. 437) und Ikterus prolongatus (S. 429)

  • Geringes Vertrauen in die eigene Stillfähigkeit (auch als unzureichend wahrgenommene Milchbildung, PIM – perceived insufficient milk) (en: low breastfeeding confidence [also perceived insufficient milk supply (PIM), perception of insufficient milk]): Eindruck der Mutter, dass ihre Milchproduktion nicht ausreicht, um den Bedarf ihres Kindes zu decken, obwohl die klinische Untersuchung belegt, dass sie genug Milch produziert.

  • Gestationsalter (en: gestational age): Entwicklungsalter eines Fötus, gemessen vom ersten Tag des letzten Menstruationszyklus der Mutter bis zum aktuellen Datum. Eine normale Schwangerschaft dauert 38–42 Wochen.

  • Gestationsdiabetes (auch Schwangerschaftsdiabetes, Gestations-Diabetes mellitus) (en: gestational diabetes mellitus [also gestational diabetes, GDM]): Gekennzeichnet durch Auftreten von Hyperglykämie (überhöhtem Blutzuckerspiegel) in der Schwangerschaft (insbesondere im 3. Trimenon) bei Frauen ohne Diabetes-Vorerkrankung. Die Ursache ist meist eine verminderte Insulinsensitivität. Siehe Diabetes (S. 425), Typ-1-Diabetes (S. 443), Typ-2-Diabetes (S. 443)

  • Gestillt (en: breastfed): Vergangenheitsform von „stillen“. Siehe auch Jemals überhaupt gestillt (S. 430)

  • Gewichtsverlust nach der Geburt (en: weight loss after birth): Siehe Physiologischer Gewichtsverlust nach der Geburt (S. 437)

  • Gewichtszunahme, langsam (en: weight gain, slow): Siehe Langsame Gewichtszunahme (S. 432)

  • Gewinnen von Muttermilch (auch Milch pumpen, Muttermilchgewinnung,) (en: breastmilk expression [also breast pumping, milk expression]): Gewinnen von Milch aus der Brust mit einer manuellen oder elektrischen Milchpumpe oder durch Ausstreichen mit der Hand.

  • Gewinnung von Muttermilch (en: milk expression): Siehe Gewinnen von Muttermilch (S. 428)

  • Ghrelin (en: ghrelin): Peptid, das im Gastrointestinaltrakt von spezialisierten Zellen hergestellt wird und als Neuropeptid im zentralen Nervensystem an der Regulation von Appetit und Hungergefühl beteiligt ist.

  • Gigantomastie in der Schwangerschaft (en: gigantomastia [also pregnancy related gigantomastia, gravid or gestational gigantomastia]): Sehr schnelles und starkes Wachstum der Brüste während der Schwangerschaft, mit stark vergrößerten Brustwarzen und Vorhöfen und hervortretenden oberflächlichen Venen.

  • Glandulae areolares (en: glands of Montgomery): Siehe Montgomery-Drüsen (S. 435)

  • Gonadotropine (en: gonadotrophin): Gruppe von mehreren Hormonen, die von der Hypophyse ausgeschüttet werden und die Aktivität der Gonaden (Keimdrüsen) stimulieren.

  • Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH) (en: gonadotrophin releasing hormone [GnRH]): Hormon, das im Hypothalamus produziert und über die Blutbahn zur Hypophyse transportiert wird. Es steuert die Ausschüttung des follikelstimulierenden Hormons (FSH) und des luteinisierenden Hormons (LH).

H

  • Hämorrhagie (en: haemorrhage): Starke BlutungSiehe auch Postpartale Hämorrhagie (S. 438)

  • Harter Gaumen (auch Palatum durum) (en: hard palate): Der anteriore, knöcherne Anteil des Palatums (Gaumens). Siehe auch Palatum (S. 428), Weicher Gaumen (Palatum molle) (S. 445)

  • Haut-zu-Haut-Kontakt (en: skin-to-skin care [also STS, SSC]): Methode für den Umgang mit Säuglingen, bei der die Bezugspersonen – in der Regel die Eltern – das Kind so am Körper halten, dass die Bauchseiten von Elternteil und Kind in unmittelbarem Kontakt sind, ohne Kleidungsschichten dazwischen. Siehe auch Känguru-Methode, Kangaroo-Mother-Care (KMC) (S. 430)

  • Herpes (en: herpes): Siehe Herpes der Brustwarze und Brust (S. 428)

  • Herpes der Brustwarze und Brust (auch Herpes-simplex-Virus) (en: herpes of the nipple and breast [also herpes simplex mastitis]): Infektion mit dem Herpes-simplex-Virus (HSV), die mit starken Schmerzen und ein- oder beidseitiger akuter erosiver Dermatose einhergeht. Vergleichbares Erscheinungsbild wie Herpesinfektionen in anderen Körperregionen.

  • Herpes-simplex-Mastitis (en: herpes simplex mastitis): Siehe Herpes der Brustwarze und Brust (S. 428)

  • Herpes-simplex-Virus (en: herpes simplex mastitis): Siehe Herpes der Brustwarze und Brust (S. 428)

  • Hexenmilch (en: witch’s milk): Siehe Galaktorrhoe bei Neugeborenen (S. 427)

  • Hintermilch (en: hind milk, post-feed breastmilk): Milch, die gegen Ende eines Still- bzw. Abpumpvorgangs aus der Brustdrüse fließt bzw. entnommen wird.

  • Hühnereiallergie (en: hen’s egg allergy): Überschießende Immunreaktion, die nach dem Verzehr von Hühnereiern bzw. eihaltigen Produkten auftreten kann. Auch nach dem Abstillen kann eine solche Reaktion auftreten. Siehe auch Allergie (S. 421), Kuhmilchproteinallergie (S. 430), Lebensmittelallergie (S. 432)

  • Human-Choriongonadotropin (HCG) (en: human chorionic gonadotrophin [HCG]): Hormon, das in der Plazenta nach der Einnistung einer befruchteten Eizelle produziert wird. Einige Schwangerschaftstests beruhen auf dem Nachweis von hCG.

  • Humanes Mikrobiom (en: microbiome): Siehe Mikrobiom des Menschen (S. 433)

  • Humanes Plazentalaktogen (HPL) (en: placental lactogen [hPL]): Polypeptidhormon, das in der Schwangerschaft von Synzytiotrophoblasten (der Zelldeckschicht der stark durchbluteten Plazentazotten) produziert wird. Seine Struktur und Funktion ähneln denen des humanen Wachstumshormons. HPL kann während der Schwangerschaft in Menschen Prolaktin ersetzen.

  • Hungerzeichen (auch Stillsignale, Stillzeichen) (en: breastfeeding cues [also feeding cues, hunger cues]): Säuglingsverhalten, das Stillbedarf/Hunger anzeigt. Der Säugling ist wach, im Stadium ruhiger Aufmerksamkeit, und saugt eventuell auch an seinen Händen/Fingern. Erst danach beginnt der Säugling zu weinen; dies gilt als spätes Hungerzeichen. In der frühen postnatalen Phase ist das Verhalten meist stärker ausgeprägt.

  • Hyperbilirubinämie (en: hyperbilirubinaemia): Überhöhte Bilirubinkonzentration im Blutkreislauf. Siehe Gelbsucht (S. 428)

  • Hypophyse (auch Hirnanhangdrüse) (en: pituitary gland): Die erbsengroße Drüse im unteren Bereich des Gehirns ist ein wichtiges hormonproduzierendes Organ. Sie besteht aus einem Vorder-, einem Zwischen- und einem Hinterlappen. Von besonderer Bedeutung für die Laktation sind das Prolaktin, das im Vorderlappen synthetisiert und ausgeschüttet wird, und das Oxytocin, das im Hinterlappen gespeichert wird.

  • Hypophysenhinterlappen (en: posterior pituitary gland): Siehe Hypophyse (S. 429)

  • Hypophysenvorderlappen (en: anterior pituitary gland): Siehe Hypophyse (S. 429)

  • Hypothalamus (en: hypothalamus): Teil des Gehirns mit vielfältigen Funktionen; besonders wichtig ist, dass er über die Hypophyse (Hirnanhangdrüse) das Nervensystem mit dem endokrinen System verbindet.

I

  • IgE (Immunglobulin E) (en: IgE [immunoglobulin E]): Klasse von Antikörpern, die bisher nur bei Säugetieren gefunden wurde. IgE-Antikörper spielen eine zentrale Rolle bei Überempfindlichkeitsreaktionen vom Typ 1 (Soforttyp), wie sie bei verschiedenen allergischen Erkrankungen auftreten.

  • Ikterus prolongatus (en: breastmilk jaundice): Länger andauernde Form des physiologischen Ikterus mit erstmaligem Auftreten mehr als 24 Stunden nach der Geburt. Es ist ein länger anhaltender Ikterus, der bei ansonsten gesunden, gestillten Säuglingen auftritt. Kann bis zum Alter von 8–12 Wochen anhalten. Tritt tendenziell mit familiärer Häufung auf und betrifft 0,5–2,4% aller Neugeborenen (männliche und weibliche gleichermaßen). Siehe auch Ikterus (S. 428), Pathologischer Ikterus (S. 437) und Physiologischer Ikterus (S. 437)

  • Industriell hergestellte Säuglingsmilchnahrung (auch Formulanahrung) (en: infant formula): Jegliche Lebensmittel, deren Zusammensetzung den einschlägigen Vorgaben der EU-Richtlinie bzw. des Codex Alimentarius entspricht und die als partieller oder vollständiger Ersatz für Muttermilch geeignet sind. Säuglingsmilchnahrung soll den Nährstoffbedarf von Kindern im ersten Lebensjahr decken und wird meist aus modifizierter Kuhmilch hergestellt, teils aber auch aus Ziegenmilch oder pflanzlichen Quellen wie Soja. Siehe auch Muttermilchersatznahrung (S. 435)

  • Induzierte Laktation (en: induced lactation): Ingangbringen der Milchbildung bei einer Frau, die niemals schwanger war. Siehe auch Relaktation (S. 439)

  • Infektiöse Mastitis (en: infective mastitis): Siehe Mastitis (S. 433)

  • Initiale Brustdrüsenschwellung (en: physiological engorgement): Plötzliche Schwellung und Spannungsgefühl der Brust, das mit der sekretorischen Aktivierung (dem Milcheinschuss) 50–60 Stunden nach der Geburt einhergeht; es wird nicht als pathologisch betrachtet. Siehe auch Überfüllung (S. 444)

  • Internationaler Kodex für die Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten (WHO-Kodex) (en: international code of marketing of breastmilk substitutes [also WHO code]): Eine Reihe von Resolutionen mit Regeln für die Vermarktung und den Vertrieb von Flüssigkeiten, die als Muttermilchersatz bestimmt sind, sowie von bestimmten Vorrichtungen zum Verfüttern dieser Flüssigkeiten und für das Verhalten von medizinischem Fachpersonal bei der Beratung zur Säuglingsernährung. Der Kodex ist als freiwilliges Modell ausgelegt, das Länder in ihren Gesetzestext aufnehmen können, um die nationalen Bemühungen zur Förderung des Stillens zu unterstützen und die Zusammensetzung von Lebensmitteln zu regulieren, die als Ersatz für Muttermilch verwendet werden können, wenn Stillen nicht möglich ist.

  • Intraduktales Papillom (auch Milchgangspapillom) (en: intraductal papilloma): Gutartiger Tumor in den Milchgängen der Brust, oft in der Nähe der Brustwarze, der 1–2 cm groß werden kann. Bisweilen kann die Geschwulst bluten oder Flüssigkeit absondern, was sich als seröser oder blutiger Ausfluss aus der Brustwarze bemerkbar macht.

  • Intramammäres Fettgewebe (en: intraglandular fat): Im Brustparenchym verteiltes Fettgewebe.

  • Intraorales Vakuum (en: intraoral vacuum): Unterdruck, der während des Stillens erzeugt wird, wenn das Kind die Brustwarze der Mutter mit dem Mund erfasst hat und saugt. Das intraorale Vakuum erreicht Spitzenwerte von -145 ± 58 mmHg und korreliert mit dem Milchfluss in die Mundhöhle des Säuglings. Siehe auch Starkes Saugvakuum (Säugling) (S. 442)

  • Intrapartal (en: intrapartum): Während der Wehen und Entbindung bzw. der Geburt.

  • Intuitives Stillen (en: intuitive breastfeeding): Siehe auch Babygeleitetes Anlegen (S. 422)

  • Involution (en: involution): Siehe Mammainvolution (S. 433)

J

  • Jemals überhaupt gestillt (en: ever breastfed): Säuglinge, die mindestens 1-mal an die Brust angelegt wurden.

K

  • Kaiserschnitt (en: caesarean section): Chirurgischer Eingriff zur Entbindung eines oder mehrerer Säuglinge.

  • Känguru-Methode (auch Haut-zu-Haut-Kontakt) (en: kangaroo mother care [KMC] [also kangaroo care]): Von der Weltgesundheitsorganisation definierte Methode für den Umgang mit Neugeborenen mit geringem Geburtsgewicht sowie Frühgeborenen. Dabei wird das Kind in direktem Hautkontakt an der Brust getragen (in der Regel von den Eltern) und nach Bedarf gestillt. Die Anwendung der Känguru-Methode ist mit einer schnelleren Entlassung assoziiert. Siehe auch Haut-zu-Haut-Kontakt (S. 428)

  • Kephalhämatom (en: cephalohaematoma): Bluterguss unter der Kopfhaut eines neugeborenen Säuglings. Das Blut befindet sich zwischen dem knöchernen Schädel und der ihn bedeckenden Knochenhaut. Das Hämatom ist in der Regel auf Verletzungen während des Geburtsvorgangs zurückzuführen.

  • Klinik-Milchpumpe (auch Leih-Milchpumpe) (en: hospital-grade breast pump): Robuste elektrische Milchpumpe, die für die längere, häufige und regelmäßige Anwendung (und den Verleih) ausgelegt ist. Kann von mehreren Benutzerinnen abwechselnd verwendet werden. Siehe auch Manuelle Milchpumpe (S. 433), Elektrische Milchpumpe (S. 425)

  • Knoten in der Brust während der Laktation (en: breast lumps in lactation): Eine fühlbare Gewebeveränderung in der Brust, die sich während der Stillzeit manifestieren kann. Die meisten Knoten, die während der Stillzeit entdeckt werden, sind bedingt durch z. B. verstopfte Milchgänge, eine Mastitis oder Galaktozelen. Einige entstehen jedoch auch unabhängig von der Schwangerschaft und Stillzeit und sind z. B. auf eine frühere Operation, Brustzysten, gutartige Tumoren oder ein Mammakarzinom zurückzuführen. Siehe Verstopfter Milchgang (S. 445), Mastitis (S. 433), Galaktozele (S. 427), Brustzyste (S. 424), Laktierendes Adenom (S. 431), Fibroadenom (S. 426) und Mammakarzinom (S. 433)

  • Koliken (en: colic): Siehe Säuglingskoliken (S. 440)

  • Kolostrum (en: colostrum): Das meist gelbliche, zähflüssige Brustsekret der ersten 2–4 Tage nach der Geburt. Es wird in kleinen Mengen von den Laktozyten der mütterlichen Brustdrüse hergestellt (ca. 30 ml in den ersten 24 Stunden nach der Geburt). Im Vergleich zur reifen Muttermilch hat Kolostrum einen hohen Gehalt an Natrium, Chlorid, Protein (insbesondere sIgA) und einen niedrigen Gehalt an Lactose und Citrat. Siehe auch Präpartale Milch (S. 438)

  • Konditionierter Milchspendereflex (en: conditioned milk ejection reflex): Wenn der Milchfluss einsetzt, ohne dass der neurohormonale Reflex durch Berührung der Brustwarze ausgelöst wurde, sondern z. B. weil die Mutter an ihr Kind denkt oder ein Baby weinen hört. Siehe auch Milchspendereflex (S. 434)

  • Kongenital (auch Angeboren) (en: congenital): Eine angeborene Erkrankung liegt bei der Geburt bereits vor und ist entweder erblich oder durch eine Störung der Genexpression vor der Geburt bedingt.

  • Kongenitales Megakolon (auch Hirschsprung-Krankheit, Morbus Hirschsprung) (en: Hirschsprung’s disease): Angeborene Erkrankung des Dickdarms, die entsteht, wenn es bei der kraniokaudalen Migration von Ganglienzellen der Neuralleiste in der frühen Embryonalentwicklung zu Fehlern kommt. Fehlende Nervenzellen im unteren Teil des Dickdarms führen dann zu Kontraktionsstörungen des betroffenen Darmabschnitts. Dadurch wiederum wird die Passage des Darminhalts behindert, und es kann zur Blockade des Darms kommen.

  • Kontralateral (en: contralateral): Zur gegenüberliegenden Körperseite gehörig.

  • Kuhmilchproteinallergie (KMPA) (en: cow’s milk protein allergy [CMPA]): Lebensmittelallergie, die durch Kuhmilchproteine ​​hervorgerufen wird. Intakte Kuhmilchproteine ​​sind auch in der Muttermilch identifiziert worden. In seltenen Fällen kann während des ausschließlichen Stillens eine Kuhmilchproteinallergie auftreten. Siehe auch Allergie (S. 421), Hühnereiallergie (S. 429), Lebensmittelallergie (S. 432)

  • Künstlicher Sauger (en: artificial nipple; nipple, artificial): Siehe Flaschensauger (S. 427)

  • Kurzes, häufiges Stillen (en: short, frequent breastfeeds): In 24 Stunden 11 oder mehr Stillvorgänge von jeweils maximal 8 Minuten Dauer. Anmerkung: In traditionellen Gesellschaften ist kurzes, häufiges Stillen die Norm.

L

  • Lactoferrin (en: lactoferrin): Eisenbindendes Molkenprotein mit antimikrobiellen Eigenschaften und ATPase-Aktivität. Während es in der menschlichen Muttermilch eines der häufigsten Proteine ist, kommt es in Kuhmilch in viel geringeren Mengen vor.

  • Laktase (en: lactase): Das Enzym Laktase (EC 3.2.1.108) ist eine im Dünndarm produzierte β-Galactosidase, die für die Hydrolyse des Milchzuckers Laktose in Glukose und Galaktose verantwortlich ist. Sie kommt bei allen gesunden Säuglingen vor und bleibt bei Kulturen, in denen Kuhmilchprodukte eine wichtige Rolle für die Ernährung spielen, auch bis ins Erwachsenenalter erhalten.

  • Laktation (en: lactation): Phase, in der in der Brust Milch gebildet wird; Voraussetzungen für die Aufrechterhaltung dieser Milchbildung sind die regelmäßige und effektive Entleerung der Brust sowie eine adäquate hormonelle Stimulation. Siehe auch Physiologische Laktation beim Menschen (S. 437)

  • Laktations-Amenorrhö (en: lactational amenorrheoa): Physiologisches Ausbleiben der Regelblutung während der Stillzeit. Die Dauer der Laktations-Amenorrhö ist je nach Frau und auch je nach kulturellem Umfeld unterschiedlich – in westlichen Kulturen sind es typischerweise nur 2–3 Monate, selten länger. Bei Frauen in traditionellen Gesellschaften sind es hingegen bis zu 3 Jahre.

  • Laktations-Amenorrhö-Methode (LAM) (en: lactational amenorrhoea method [LAM]): Verhütungsmethode für ausschließlich stillende Mütter, bei der zwischen den Stillmahlzeiten tagsüber nicht mehr als 4 Stunden und nachts nicht mehr als 6 Stunden liegen dürfen und Beikost nicht mehr als 5–10% der Energiezufuhr des Säuglings ausmachen darf.

  • Laktationsbeginn (en: initiation [of lactation]): Siehe Einsetzen der Mammogenese und Laktogenese (S. 425)

  • Laktationserhaltung (früher: Galaktopoese) (en: galactopoiesis): Aufrechterhaltung der etablierten Milchbildung durch das autokrine System, das Angebot und Nachfrage aufeinander abstimmt.

  • Laktationsinsuffizienz (en: lactation failure): Die von der Mutter gebildete Milchmenge ist nicht ausreichend für optimales Wachstum, Entwicklung und Immunschutz des Kindes. Man unterscheidet zwischen primärer und sekundärer Laktationsinsuffizienz. Siehe auch Primäre Laktationsinsuffizienz (S. 438), Sekundäre Laktationsinsuffizienz (S. 441)

  • Laktationsperiode (en: duration of lactation): Siehe Stilldauer (S. 442)

  • Laktations-Zyklus (auch Stadien der Laktation) (en: lactation cycle): Abfolge von Veränderungen in der Brustdrüse vom Zeitpunkt der Empfängnis über die Schwangerschaft, Entbindung und Stillzeit bis hin zur Entwöhnung, Involution und Rückkehr in den Zustand ohne schwangerschafts- und laktationsbedingte Veränderungen.

  • Laktierendes Adenom (en: lactating adenoma): Feste Geschwulst in der Brust, die während der Schwangerschaft oder Stillzeit auftreten kann (typischerweise im dritten Trimenon mit Involution nach der Geburt).

  • Laktobazillen (en: lactobacilli): Bakterien im Darm gestillter Säuglinge, die verschiedene Zuckerarten vergären und Milchsäure produzieren.

  • Laktobiom (en: lactobiome): Die mikrobielle Besiedlung des Milchgangsystems und der Milch. Scheint durch mütterliche Einflüsse wie Geburtsart und Fettleibigkeit beeinflusst zu sein. Weitere Beziehungen zwischen der Milchzusammensetzung und ihrem Zusammenhang mit Wachstum, Entwicklung und Gesundheit des Säuglings werden noch untersucht. Siehe auch Mikrobiom des Menschen (S. 433)

  • Laktobiom-Datensatz (en: lactobiome dataset): Genomischer Datensatz, der aus der Analyse multipler Inzuchtlinien von Mäusen und vielen anderen Spezies gewonnen wird. Die Daten enthalten Links zu elektronischen Datenbanken mit ausführlichen Anmerkungen zu jedem einzelnen Element. Laktobiome sind auch für viele andere Arten verfügbar, u. a. Kühe und Ziegen.

  • Laktogene Hormone (auch Stillhormone) (en: lactocrine): Hormone, die die Funktion der Milchdrüse steuern. Siehe auch Laktogener Komplex (S. 431)

  • Laktogener Komplex (en: lactogenic complex): Reproduktionsrelevante Hormone (HPL – human placental lactogen, Progesteron, Östrogen, Prolaktin) und metabolische Hormone (Wachstumshormone, Glukokortikoide, PTHrP – parathyroid hormone-related protein, Insulin), die am Laktations-Zyklus beteiligt sind. Siehe auch Laktogene Hormone, Stillhormone (S. 431)

  • Laktogenese I (en: lactogenesis I): Siehe Sekretorische Differenzierung (S. 440)

  • Laktogenese II (en: lactogenesis II): Siehe Sekretorische Aktivierung (S. 440)

  • Laktogenom (en: lactogenome): Gesamtheit der Gene, die an der Milchproduktion beteiligt sind.

  • Laktologie (en: lactology): Siehe Muttermilchforschung (S. 436)

  • Laktose (en: lactose): Das wichtigste Disaccharid in der Muttermilch; wird im Dünndarm von Enzymen und im Dickdarm von Bakterien in Glukose und Galaktose aufgespalten.

  • Laktoseintoleranz (en: lactose intolerance): Äußert sich klinisch durch eines oder mehrere der folgenden Symptome: Bauchschmerzen, Durchfall mit massigem, schaumigem, wässrigem Stuhl, Übelkeit, Blähungen und Bauchspannung nach Verzehr laktosehaltiger Lebensmittel. Laktoseintoleranz wird durch einen Mangel an dem Enzym Laktase verursacht und kann angeboren, entwicklungsbedingt, sekundär oder primär sein. Siehe auch Angeborene Laktoseintoleranz (S. 421), Entwicklungsbedingte Laktoseintoleranz (S. 426), Primäre Laktoseintoleranz (S. 438), Sekundäre Laktoseintoleranz (S. 441)

  • Laktose-Überlastung (auch Vorder-Hintermilch-Ungleichgewicht) (en: lactose overload): Das Prinzip der Laktose-Überlastung ist bisher erst in der Theorie beschrieben worden und wird bisher nicht durch wissenschaftliche Beweise gestützt. Die Theorie lautet, dass es bei Säuglingen, die rasch große Mengen Milch trinken, zu einer schnelleren Magenentleerung kommen kann, wodurch dann im Dünndarm mehr Laktose vorliegt, als dieser durch Hydrolyse verdauen kann. In der Folge gelangen große Mengen Laktose in den Dickdarm und werden durch die dort vorhandenen Bakterien vergärt. Die hierdurch entstehende hohe osmotische Belastung führt zum Eintritt großer Mengen Flüssigkeit und Elektrolyte in das Darmlumen und somit zu Durchfall. Somit ruft dieser Prozess der Theorie zufolge Symptome hervor, die denen einer sekundären Laktoseintoleranz ähneln.

  • Laktozyte (en: lactocyte): Die Milchdrüsenzellen von Menschen und Säugetieren sind sekretorische Epithelialzellen, die Milchbestandteile wie Laktose, Casein, α-Lactalbumin, Lactoferrin usw. herstellen und ausschütten können. Siehe auch Zellgehalt der Muttermilch (S. 445)

  • Langsame Gewichtszunahme (auch Gedeihstörung, Verzögerte Gewichtsentwicklung) (en: slow weight gain [also failure to thrive, weight faltering]): Verlauf der Gewichtsmessungen mit Abfall um 2 oder mehr Hauptperzentile oder Gewicht unter dem 5. Perzentil auf der WHO-Wachstumskurve für Säuglinge. Der Begriff der langsamen Gewichtszunahme schließt von Normvarianten bis hin zu schwerwiegenden Problemen ein breites Spektrum ein.

  • Lebende Zellen in der Muttermilch (en: cells in human milk): Siehe Zellgehalt der Muttermilch (S. 445)

  • Lebensmittelallergie (en: food allergy): Überschießende Immunreaktion auf bestimmte Proteine in der Nahrung. Tritt bisweilen schon während des ausschließlichen Stillens auf, meist jedoch erst, wenn der Säugling auch feste Nahrung erhält; Beispiel: Hühnereiallergie. Siehe auch Allergie (S. 421), Kuhmilchproteinallergie (S. 430), Hühnereiallergie (S. 429)

  • Leptin (en: leptin): Peptid, das von Fettgewebe produziert wird und hemmend auf das Neuropeptid Y im Gehirn wirkt. Man nimmt an, dass es appetithemmend wirkt.

  • Lipase (en: lipase): Enzym, das Triacylglycerole, Fette und Öle hydrolysiert.

  • Lippen-Kiefer-Gaumenspalte (en: cleft lip and palate): Relativ häufige Fehlbildung, die durch unvollständiges Zusammenwachsen der Gesichtsknochen in der embryonalen Entwicklung entsteht. Die Ausprägung von LKG-Spalten reicht von einer leichten Einkerbung der Oberlippe bis hin zu einer vollständig geteilten Oberlippe mit Öffnung zum Boden der Nasenhöhle (Spaltung des harten und des weichen Gaumens). Kann ein- oder beidseitig auftreten.

  • Lobulo-Alveolar-System (en: lobulo-alveolar system): Sekretorisches Element des Brustparenchyms (ohne das Milchgangsystem).

  • Lobulus (auch Drüsenläppchen) (en: lobule): Jeder Lappen der Brustdrüse besteht aus mehreren Läppchen, die sich ihrerseits aus mit Laktozyten ausgekleideten Alveolen zusammensetzen. Jeweils 10–100 Alveolen bilden einen Lobulus.

  • Lobus (auch Drüsenlappen) (en: lobe): Besteht aus mehreren Lobuli (Drüsenläppchen), die zusammen in einen Milchgang münden, aus dem Milch zur Brustwarze fließt. In jeder Brust befinden sich 4–18 Lobi. Die Lobi der menschlichen Brust sind durch Bindegewebssepten voneinander getrennt.

  • Lumpektomie (en: lumpectomy): Häufiger chirurgischer Eingriff zur Entfernung eines abgegrenzten Knotens, meist eines bösartigen Tumors (Mammakarzinoms) aus der betroffenen, weiblichen Brust.

  • Luteinisierendes Hormon (LH) (auch Luteinisierungshormon) (en: luteinising hormone [LH]): Hormon, das von gonadotrophen Zellen im Hypophysenvorderlappen produziert wird und den Eisprung und die Gelbkörperbildung bei Frauen auslöst.

  • Luteinzyste (en: hyperreactio luteinalis): Siehe Thekaluteinzyste (S. 443)

  • Lysozym (en: lysozyme): Komponente des unspezifischen Immunsystems mit starker bakteriolytischer Aktivität. Enzym, das Enterobakterien und gram-positive Bakterien zerstört. Fördert Wachstum der Darmflora, insbesondere der Milchsäurebakterien und hat entzündungshemmende Eigenschaften.

M

  • Magenpförtner (auch Pylorus) (en: pylorus): Reguliert Weitertransport des Nahrungsbreis vom Magen in den Darm.

  • Makronährstoff (en: macronutrient): Energiehaltiger Nährstoff, den ein Organismus in großer Menge braucht. Beim Menschen sind dies Kohlenhydrate, Lipide und Proteine.

  • Mamille (auch Brustwarze) (en: nipple): Zylinderförmige pigmentierte Erhebung auf der Brustdrüse mit durchschnittlich 9 Ausführungen von Hauptmilchgängen. Die Brustwarze ist vom Warzenhof umgeben, einem kreisförmigen, ebenfalls pigmentierten Areal.

  • Mammaaugmentation (en: breast augmentation): Siehe Brustvergrößerung (S. 424)

  • Mammafibroadenom (en: mammary gland fibroadenoma): Siehe Fibroadenom (S. 426)

  • Mammainvolution (auch Rückbildung des sekretorischen Zellepithels) (en: mammary involution [also regression of the mammary gland]): Die Rückkehr der laktierenden Brustdrüse in einen weniger ausdifferenzierten inaktiven Zustand nach Beendigung der Laktation. Am Ende befindet sich die Brust im prägraviden Stadium, jedoch bildet sich die Brustdrüse nicht vollkommen zurück (Memory-Funktion).

  • Mammakarzinom (auch Brustkrebs) (en: breast cancer [also mammary carcinoma]): Maligne Neoplasie (bösartige Neubildung) des Brustparenchyms.

  • Mammaknospen (en: mammary buds): Ektodermale Verdickungen an der ventrolateralen Körperwand des Fetus, die Entwicklungsvorläufer reifer Brustdrüsen sind. Siehe auch Endknospen (S. 425)

  • Mammaplastik (auch Mammoplastik) (en: mammoplasty [also mammaplasty]): Plastische Operation der Brust, um ihre Größe, Form und/oder Position zu ändern. Man unterscheidet grundsätzlich 3 Kategorien: Brustvergrößerung, Brustverkleinerung und Brustrekonstruktion. Siehe auch Brustvergrößerung (S. 424), Brustverkleinerung (S. 424), Brustrekonstruktion (S. 423)

  • Mammareduktion (en: breast reduction): Siehe Brustverkleinerung (S. 424)

  • Mammogenese (en: mammogenesis): Siehe Alveoläre Entwicklung (S. 421)

  • Mammographie (en: mammogram): Abbildung des Brustgewebes mit Röntgenstrahlen, Ultraschall, Kernspinresonanz o. Ä. als Diagnose- und Screening-Instrument z. B. für Brustkrebs.

  • Mammoplastik (auch Mammaplastik) (en: mammaplasty [also mammoplasty]): Plastische Operation der Brust, um ihre Größe, Form und/oder Position zu ändern. Man unterscheidet grundsätzlich 3 Kategorien: Brustvergrößerung, Brustverkleinerung und Brustrekonstruktion. Siehe auch Brustvergrößerung (S. 424), Brustverkleinerung (S. 424), Brustrekonstruktion (S. 423)

  • Mammotrope Zellen (en: mammotrophs): Hypophysenzellen, die Prolaktin produzieren.

  • Manuelle Milchpumpe (en: manual breast pump): Mechanische Milchpumpe, die keine elektrische Stromquelle benötigt. Siehe auch Milchpumpe (S. 434), Elektrische Milchpumpe (S. 425), Klinik-/Leih-Milchpumpe (S. 430)

  • Mastektomie (en: mastectomy): Die partielle oder vollständige chirurgische Entfernung einer oder beider Brüste.

  • Mastitis (en: mastitis [also lactational mastitis, puerperal mastitis]): Klinisch-pathologische Bezeichnung für ein breites Spektrum bakterieller Infektionen der Brustdrüse, hier speziell im Zusammenhang mit der Stillzeit. Kann sowohl lokal sein (Symptome sind dann Schmerzen, Schwellung, Wärme und Rötung der betroffenen Stelle) als auch systemisch (dann zusätzlich Fieber >38 °C, Schüttelfrost und grippeartige Gliederschmerzen). Anmerkung: Es kann schwierig sein, zwischen Milchstau, verstopftem Milchgang, Mastitis und Brustabszess zu unterscheiden, da der Übergang meist fließend ist ohne klare Abgrenzung. Allen gemeinsam ist der Milchstau bzw. der zu geringe Milchabfluss. Siehe auch Verstopfter Milchgang (S. 445), Brustabszess (S. 423), Überfüllung (S. 444)

  • Mekonium (auch Kindspech) (en: meconium): Erster Stuhlgang des Säuglings, noch bevor er nennenswerte Mengen Milch nach der sekretorischen Aktivierung aufnimmt. Die Konsistenz ist klebrig-mukös mit gleichmäßiger dunkelgrüner Gallefärbung.

  • Metabolomik der Muttermilch (en: human milk metabolomics): Wissenschaftliche Untersuchung der Stoffwechselwege und -produkte, die an der Muttermilchsynthese beteiligt sind.

  • Mikrobiom des Menschen (en: human microbiome): Gesamtheit der Mikroorganismen sowie ihrer Gene, die symbiotisch einen Menschen und vor allem seinen Darm besiedeln. Das Mikrobiom der menschlichen Muttermilch und seine Auswirkungen auf das Mikrobiom des Säuglings sind noch nicht vollständig erforscht.

  • Mikrognathie (en: micrognathia): Fehlbildung mit einem zu kleinen Kiefer, der zu verschiedenen Problemen bei der Ernährung des Säuglings führen kann, von der Verengung der Atemwege über Schwierigkeiten bei der Koordination von Saugen, Schlucken und Atmen bis hin zu Schmerzen an der mütterlichen Brustwarze. Kann sich im Wachstumsprozess von selbst korrigieren. Siehe auch Retrognathie (S. 439)

  • Mikromastie (auch Mammahypoplasie) (en: Hypoplastic breasts [also breast hypoplasia, mammary hypoplasia, insufficient glandular tissue]): Unterentwicklung der Brustdrüsen. Klinisch kann dies dazu führen, dass nicht genug Milch gebildet werden kann, um ein Kind ausschließlich zu stillen. Die klinische Bedeutung der Hypoplasie im Hinblick auf die Milchsynthese ist schwer vorherzusagen.

  • Mikronährstoffe (en: micronutrients): Nährstoff, den ein Organismus in kleinen Mengen für seine Stoffwechselfunktion braucht; hierzu zählen Spurenelemente wie Zink, Kupfer und Eisen sowie Wachstumsfaktoren, Oligosaccharide und andere in geringen Mengen in der Milch enthaltene Substanzen, welche derzeit in vielen Laboren intensiv untersucht werden. Beim Mikronährstoffgehalt von Muttermilch bestehen derzeit noch große Wissenslücken. In Studien zum Thema Mikronährstoffe sollte neben der Zusammensetzung der Milch auch die Produktionsmenge der Mutter untersucht werden, um die Mikronährstoffzufuhr des Säuglings genau zu bestimmen.

  • Milch (en: milk): Siehe Muttermilch (S. 435)

  • Milch abpumpen (en: breast pumping): Siehe Gewinnen von Muttermilch (S. 428)

  • Milchaufnahme (en: milk intake): Siehe 24-h-Milchaufnahme (S. 420)

  • Milchbank (en: milk bank): Siehe Muttermilchbank (S. 435)

  • Milchbildung (en: milk secretion): Sekretorischer Prozess, der die Synthese der Milchbestandteile in den Laktozyten und ihre Ausschüttung ins Alveolarlumen umfasst.

  • Milcheinschuss (en: milk “coming in”): Siehe Sekretorische Aktivierung (S. 440)

  • Milchejektion (en: draught [also milk ejection]): Phase der besonders einfachen Verfügbarkeit von Milch aus der Brustwarze infolge vorheriger Auslösung des Milchspendereflexes. Die Milchejektion beim Stillen geht bei der Mutter einher mit der Aufweitung der Milchgänge und gleichzeitigem Druckanstieg in der nicht gesaugten Brustdrüse sowie einem hohen Anstieg des Milchflusses beim aktiven Auspressen der gespeicherten Muttermilch. Eine Milchejektion dauert typischerweise rund 2 Minuten. Während eines Stillvorgangs kommt es meist zu mehreren Milchejektionen, was die Mutter jedoch in der Regel nicht bemerkt. Siehe auch Milchspendereflex (S. 434)

  • Milchejektion, schmerzhafte (en: painful milk ejection): Siehe Schmerzhafter Milchspendereflex (S. 442)

  • Milchejektion, starke (en: strong milk ejection): Siehe Starke Milchejektion (S. 442)

  • Milchfarbe (en: milk colour): Siehe Farbe der Muttermilch (S. 426)

  • Milchfett (en: milk fat): Lipidkomponente der Milch, die zu 98% aus Triacylglyceriden (TAG) besteht.

  • Milchfistel (en: milk fistula): Anomale Verbindung zwischen der Hautoberfläche und einem Milchgang der Brust. Meist mit einem chirurgischen Eingriff wegen Brustabszess oder -geschwulst verbunden, führt sie zum Austritt von Milch an die Hautoberfläche.

  • Milchflussreflex (en: milk ejection reflex [also milk let-down]): Siehe Milchspendereflex (S. 434)

  • Milchgang (auch Ductus lactifer) (en: duct, milk duct [also lactiferous duct]): Ableitendes System, das die milchbildenden Alveolen mit den Brustwarzenporen verbindet. Kleine Milchgänge, die aus je einer Alveole kommen, vereinigen sich auf dem Weg zur Brustwarzenpore zu immer größeren Milchgängen. Beim Menschen befinden sich kurz vor der Ausgangsöffnung der Hauptmilchgänge keine sackartigen Erweiterungen (Sinus lactiferi, Milchsee), im Gegensatz zu manchen Tierarten, bei denen die größeren Milchgänge in sogenannte Milchzisternen münden.

  • Milchleiste (auch Milchstreifen) (en: milk line [also mammary ridge]): Längliche Verdickung des Ektoderms beidseits der Mittellinie, die sich beim menschlichen Embryo entwickelt, wenn er 4–6 mm groß ist (ca. 4. Schwangerschaftswoche).

  • Milchlipidsekretions-Prozess (en: milk lipid secretion pathway): Spezifischer Reaktionsweg, bei dem am endoplasmatischen Retikulum zytoplasmatische Lipidtröpfchen synthetisiert werden, zur apikalen Membran wandern, sich zu größeren Tropfen vereinigen und als Milchfettkügelchen in das Alveolarlumen sezerniert werden.

  • Milchplasma (en: milk plasma): Siehe Molkenproteine (S. 435)

  • Milch-Plasma-Quotient (en: milk-blood ratio): Konzentration eines Wirkstoffs oder Metaboliten in der Muttermilch im Verhältnis zur Konzentration im mütterlichen Plasma.

  • Milchproduktion (en: milk production): Siehe 24-h-Milchproduktion (S. 420)

  • Milchprofil (en: milk profile): Siehe 24-h-Milchprofil (S. 420)

  • Milchpumpe (en: breast pump): Eine manuelle oder elektrisch betriebene Pumpe zum Abpumpen von Milch aus der weiblichen Brust. Siehe auch Manuelle Milchpumpe (S. 433), Elektrische Milchpumpe (S. 425) und Klinik-/Leih-Milchpumpe (S. 430)

  • Milchspendereflex (auch Milchflussreflex) (en: milk ejection reflex [also milk let-down]): Neurohormoneller Reflex, der durch das Saugen des Babys und die Ausschüttung von Oxytocin aus dem Hypophysenhinterlappen ausgelöst wird. Das Oxytocin bewirkt, dass sich die Myoepithelzellen, die die Alveolen in der Brustdrüse umgeben, zusammenziehen und so die Milch aus den Alveolen in die ableitenden Milchgänge pressen, die sich zur Brustwarze hin zu größeren Hauptmilchgängen vereinigen. Dieser Reflex kann auch konditioniert werden (siehe Konditionierter Milchspendereflex). Wie sich der Milchfluss anfühlt, ist von Frau zu Frau ganz unterschiedlich – von anfänglich sehr schmerzhaft bis kaum spürbar. Siehe auch Konditionierter Milchspendereflex (S. 430), Starke Milchejektion (S. 442), Dysphorischer Milchspendereflex (S. 425), Schmerzhafter Milchspendereflex (S. 440)

  • Milchspendereflex, dysphorischer (en: milk ejection, dysphoric): Siehe Dysphorischer Milchspendereflex (S. 425)

  • Milchstau (en: engorgement): Siehe Initiale Brustdrüsenschwellung (S. 429), Überfüllung (S. 444)

  • Milchstreifen (en: mammary ridge): Siehe Milchleiste (S. 434)

  • Milchsynthese (auch Milchbildung) (en: milk synthesis): Stoffwechsel-Aufbauprozesse, die zur Ansammlung von Milchkomponenten in den Laktozyten führen.

  • Milchtransfer (en: breastmilk transfer): Die Menge Muttermilch, die ein Säugling während einer Stillmahlzeit trinkt. Siehe auch Milchtransfermessung (S. 435)

  • Milchtransfermessung (auch Testwiegen) (en: breastmilk transfer measurement [also test-weigh]): Eine Messung zur Ermittlung der Milchmenge, die ein Säugling während einer Stillmahlzeit trinkt. Das vollständig bekleidete Kind wird unmittelbar vor und nach dem Stillen mit einer digitalen Waage (Genauigkeit auf <2,0 g) gewogen. Der Gewichtsunterschied entspricht der Milchmenge, die der Säugling getrunken hat. Für erhöhte Genauigkeit ist der ermittelte Wert noch um etwaigen Wasserverlust des Säuglings beim Stillen zu korrigieren.

  • Mola hydatidosa (auch Blasenmole, Traubenmole) (en: hydatiform mole): Seltene Fehlentwicklung der Plazenta zu Beginn der Schwangerschaft.

  • Molkenproteine (en: milk plasma [also whey]): Proteine, die nach Ausfällung von Casein-Micellen mit Chymosin oder Säure in Lösung bleiben und nicht denaturieren. Die Molkeflüssigkeit enthält eine extrem komplexe Proteinfraktion, die aus einer großen Anzahl von Proteinen besteht.

  • Montgomery-Drüsen (auch Glandulae areolares, Tubercula areolae) (en: Montgomery’s glands [also glands of Montgomery, areolar glands]): Große Talgdrüsen im Warzenhof um die Brustwarze herum, die ein fetthaltiges und bakterizides Sekret produzieren, um die Brustwarze zu schützen. Pheromone in diesem Sekret fungieren auch als Erkennungszeichen für den Säugling.

  • Morbus Mondor (auch Mondor-Krankheit, Phlebitis Mondor) (en: Mondor’s disease): Seltene Krankheit mit Thrombophlebitis der oberflächlichen Venen der Brust und vorderen Brustwand, oft mit plötzlichem Auftreten von oberflächlichen Schmerzen, Schwellung und Rötung. Obwohl meist ein Knoten vorhanden ist, ist die Krankheit selbstlimitierend und grundsätzlich gutartig.

  • Moro-Reflex (auch Klammerreflex, Umklammerungsreflex) (en: moro-reflex): Reflex im Säuglingsalter (normalerweise bei allen Neugeborenen bis zum Alter von 3–4 Monaten vorhanden), der durch plötzlichen Wegfall der Unterstützung/Fallen ausgelöst wird. Er umfasst 3 Komponenten: Ausbreiten der Arme (Abduktion), Wiederanlegen der Arme (Adduktion) und meist Weinen.

  • Motilin (en: motilin): Peptidhormon aus 22 Aminosäuren, das in der Schleimhaut des Duodenums vorkommt und durch Erhöhung der Darmmotilität und Stimulation der Pepsinsekretion die normale motorische Magen-Darm-Aktivität steuert.

  • Mukosa (auch Schleimhaut) (en: mucosa): Lumenseitige Auskleidung der Wände von inneren Organen wie dem Gastrointestinaltrakt, den Bronchien oder den Milchgängen.

  • Multipara (en: multiparous): Frau, die mindestens 2 Kinder geboren hat.

  • Mündung eines Milchganges (en: nipple pore): Ausgangsöffnung eines Hauptmilchgangs an der Oberfläche der Brustwarze, aus der Muttermilch aus einem Drüsenlappen abgegeben wird.

  • Muttermilch (auch Muttermilch) (en: breast milk, breastmilk [also human milk]): Das Sekret, das die Laktozyten ab etwa 5 Tage nach einer Entbindung in der mütterlichen Brustdrüse produzieren. Muttermilch enthält eine komplexe Kombination von Proteinen, Kohlenhydraten, Fetten, Mikronährstoffen, Vitaminen und biologisch aktiven Stoffen, die zum Wachstum, zur Entwicklung und zur Immunabwehr des Säuglings beitragen. Man unterscheidet Übergangs- und reife Muttermilch. Siehe auch Kolostrum (S. 430), Übergangsmilch (S. 444), Reife Muttermilch (S. 439)

  • Muttermilchaufnahme pro Tag (en: daily breastmilk intake): Die Gesamtmenge Muttermilch, die ein Säugling über einen Zeitraum von 24 Stunden trinkt. Siehe auch 24-Stunden-Milchproduktion (S. 420)

  • Muttermilchbank (auch Frauenmilchbank)(en: donor human milk bank): Organisation, die potenzielle Milchspenderinnen rekrutiert und untersucht sowie deren Milchspenden einsammelt, verarbeitet, aufbewahrt und weitergibt. Die Spenderinnen erhalten kein Geld und die Empfänger bezahlen nichts für die Muttermilch. Siehe auch Spenderinnenmilchbank (S. 441) und Muttermilchbörse (S. 435)

  • Muttermilchbörse (en: milk sharing): Abgepumpte Muttermilch wird an eine andere Person weitergegeben. Dies beruht meist auf einer privaten, persönlichen Absprache außerhalb der Klinik und ohne professionelle Beaufsichtigung. Siehe auch Muttermilchbank (S. 435)

  • Muttermilchersatznahrung (en: breastmilk substitute): Jegliche Nahrung, die als partieller oder vollständiger Ersatz für Muttermilch vermarktet oder anderweitig angeboten wird, unabhängig davon, ob sie für diesen Zweck geeignet ist oder nicht (gemäß Definition der Weltgesundheitsorganisation). Siehe auch Industriell hergestellte Säuglingsmilchnahrung (S. 429)

  • Muttermilchforschung (auch Humanlaktologie) (en: human lactology): Die menschliche Laktation als wissenschaftlich-medizinisches Fachgebiet in Theorie und Praxis.

  • Muttermilchgewinnung (en: breast expression): Siehe Gewinnen von Muttermilch (S. 428)

  • Muttermilch-Metabolomik (en: metabolomics): Siehe Metabolomik der Muttermilch (S. 433)

  • Muttermilchmikrobiom (en: human milk microbiome): Siehe Mikrobiom des Menschen (S. 433)

  • Muttermilchsupplement (en: human milk fortifier): Nahrungszusatz vor allem zur Protein- und Mineralsupplementierung, der der Muttermilch zugesetzt wird, um den besonderen Nährstoffbedarf von Frühgeborenen mit ihrer hohen Wachstumsrate und Knochenmineralisierung zu decken. Kann aus menschlicher Muttermilch oder auch aus Kuhmilch gewonnen werden.

  • Myoepithelzellen (en: myoepithelial cells): Spindelförmige kontraktile Zellen, die jede Alveole umgeben, angelagert an die Basalzellmembran der Laktozyten. In Reaktion auf Oxytocin ziehen sich die Myoepithelzellen zusammen und pressen so die in der Alveole gesammelte Milch in den Milchgang. Siehe auch Zellgehalt der Muttermilch (S. 445)

N

  • Neonatale Hypoglykämie (en: neonatal hypoglycaemia [also neonatal milk]): Niedriger Blutzucker beim Neugeborenen.

  • Neonatale Galaktorrhoe (en: neonatal galactorrhoea): Siehe Galaktorrhoe bei Neugeborenen (S. 427)

  • Neugeborenen-Intensivstation (NICU – Neonatal Intensive Care Unit) (en: neonatal intensive care unit [NICU]): Intensivpflegestation, die speziell auf die Versorgung von kranken Neugeborenen oder Frühgeborenen ausgelegt ist.

  • Neugeborenenmastitis (auch Mastitis neonatorum) (en: neonatal mastitis): Brustentzündung, die meist mit Galaktorrhoe bei Neugeborenen einhergeht.

  • Neurohormoneller Reflex (en: neuro-hormonal reflex): Reflex, der dadurch ausgelöst wird, dass bestimmte sensorische Nerven stimuliert und dadurch Hormone aus den neurosekretorischen Zellen ausgeschüttet werden, wie z.B. der Milchspendereflex. Siehe Milchspendereflex (S. 434)

  • Nicht ausschließliches Stillen (en: non-exclusive breastfeeding): Wenn einem Säugling unter 6 Monaten außer Muttermilch (sowie Lösungen zum Rehydrieren oder sonstige Arzneimittel, Vitamin- oder Mineralstoffpräparate in Tropfen- oder Saftform) noch andere Flüssigkeiten oder Lebensmittel gegeben werden. Siehe auch Ausschließliches Stillen (S. 422), Partielles Stillen (S. 437)

  • Nicht infektiöse Mastitis (en: non-infective mastitis): Siehe Mastitis (S. 433)

  • Non-nutritives Saugen (NNS) (en: non-nutritive sucking [NNS]): Saugen an der Brust, ohne Muttermilch zu trinken. Gelegentliches Schlucken kann durch die Ansammlung von Speichel auftreten.

  • Nutritives Saugen (NS) (en: nutritive sucking [NS]): Kind saugt an der Brust und trinkt Muttermilch. Siehe auch Non-nutritives Saugen (S. 436)

O

  • Obstipation (auch Verstopfung) (en: constipation): Seltene oder erschwerte Darmentleerung. Tritt bei ausschließlich gestillten Säuglingen sehr selten auf. Ein gestillter Säugling kann manchmal durchaus 7–10 Tage keinen Stuhlgang haben, ohne dass dies als problematisch anzusehen ist, solange er keine weiteren Symptome zeigt. Siehe auch Dyschezie im Säuglingsalter (S. 425)

  • Oligosaccharide (en: oligosaccharide): Kohlenhydrate, die jeweils aus 3–10 verbundenen Monosacchariden bestehen. Sie sind die dritthäufigste Komponente von Muttermilch und umfassen 150–200 verschiedene Moleküle. Sie unterstützen das Wachstum vorteilhafter Bakterien (z. B. Lactobacillus bifidus) und verhindern die Vermehrung von Pathogenen im Darm.

  • Oogamie (en: oogamous): Geschlechtliche Fortpflanzung durch Vereinigung von einer beweglichen männlichen (Sperma) und einer unbeweglichen weiblichen (Eizellen) Keimzelle.

  • Östrogen (auch Estrogen) (en: oestrogen): Das primäre weibliche Sexualhormon. Verantwortlich für die Entwicklung und Regulierung des weiblichen Fortpflanzungssystems und der sekundären Geschlechtsmerkmale.

  • Osmotische Last (en: osmotic load): Nicht resorbierbare, wasserlösliche Stoffe im Dickdarm, die mittels Osmose (Wasserbewegung vom Ort der niedrigen zum Ort der hohen Konzentrationen der gelösten Stoffe) Wasser halten.

  • Ovulation (auch Eisprung) (en: ovulation): Entwicklung und Freisetzung einer Eizelle aus den Eierstöcken einer Frau.

  • Ovum (auch Ova) (en: ovum [ova]): Weibliche Gamete (Keimzelle) bei oogamen Lebewesen.

  • Oxytocin (en: oxytocin): Peptid aus 9 Aminosäuren; Hormon, das im Hypothalamus produziert, im Hypophysenhinterlappen gespeichert und bei Bedarf ausgeschüttet wird. Es wird von der Mutter z.B. als Reaktion auf Saugen an der Brustwarze ausgeschüttet (neurohormonelle Reflexreaktion auf die Stimulation der Brustwarze) oder als konditionierte Reaktion auf den Anblick, die Geräusche oder den Geruch des Säuglings. Oxytocin stimuliert den Milchfluss ebenso wie Kontraktionen der Gebärmutter. Insgesamt ist Oxytocin ein beruhigendes und bindungsförderndes Hormon. Es sorgt dafür, dass das Stillen als angenehm empfunden wird und der Säugling im Mittelpunkt steht.

P

  • Paget-Krankheit der Mamille (auch Morbus Paget der Mamille) (en: Paget’s disease of the nipple): Seltene Form von Brustkrebs, die sich als oberflächliche, rote, schuppige Läsion auf der Brustwarze zeigt, ähnlich einer Dermatitis. In fortgeschritteneren Stadien kann es zu Kribbeln, Juckreiz, Empfindlichkeit und Brennen kommen.

  • Paladai (en: paladai): Kleines Trinkgefäß mit Schnabel, das traditionell in Indien verwendet wird, um Babys Milch zu geben. Siehe auch Becherfütterung (S. 422)

  • Para (en: parous): Frau, die ein oder mehrere Kinder geboren hat.

  • Parenchym (auch Drüsengewebe) (en: glandular parenchyma [also glandular tissue]): Die Gewebeanteile der Brustdrüse, die Milch produzieren.

  • Parität (en: parity): Zahl der bisherigen durchlebten Geburten einer Frau, unabhängig davon, ob sie in einer Lebend- oder Totgeburt endeten (Zwillingsschwangerschaften bis zu einem lebensfähigen Gestationsalter werden als 1 gezählt).

  • Partielles Stillen (eine Form der ergänzenden Fütterung zusätzlich zur Muttermilchernährung) (en: partial breastfeeding [also mixed breastfeeding]): Der Säugling wird vor Abschluss des 6. Lebensmonats zum Teil mit Muttermilch ernährt, zum Teil mit Beikost oder Flüssigkeiten einschließlich Wasser und Säuglingsmilchnahrung. Siehe auch Ausschließliches Stillen (S. 422), Nicht ausschließliches Stillen (S. 436)

  • Pasteurisierung (en: pasteurisation): Verfahren zur Vernichtung oder Inaktivierung von Mikroorganismen in Lebensmitteln und Getränken. Kann auch in Spenderinnenmilchbanken angewendet werden und verändert nachweislich die Bioaktivität der gespendeten Muttermilch.

  • Pathologischer Ikterus (en: pathological jaundice): Anomale Gelbsucht ist auf eine zugrunde liegende Ursache wie Hämolyse, Hypothyreose, Infektion und/oder starke Unterernährung zurückzuführen. Ikterus ist immer pathologisch, wenn er innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Geburt auftritt. Siehe auch Gelbsucht (S. 428), Physiologischer Ikterus (S. 437), Ikterus prolongatus (S. 429)

  • PCR (en: PCR): Siehe Polymerase-Kettenreaktion (S. 438)

  • Peer-Beratung (en: peer counseling): Siehe Stillberatung von Mutter zu Mutter (S. 442)

  • Periareoläre Chirurgie (en: periareolar surgery): Operation mit Inzision unmittelbar unter der unteren Hälfte des Warzenhofs.

  • Periareoläres Fett (en: periareola fat): Den Warzenhof umgebendes Fettgewebe.

  • Perinatal/peripartal (en: perinatal): Unmittelbar vor, während und nach der Geburt/Entbindung.

  • Pharynx (en: pharynx): Siehe Rachen (S. 439)

  • Physiologie (en: normal function): Biologische Funktion, die keine Anzeichen von Störung zeigt und keiner medizinischen Unterstützung oder Intervention bedarf.

  • Physiologische Laktation beim Menschen (en: normal human lactation): Die Stillzeit gilt als normal, wenn:das Stillen für Mutter und Kind beschwerdefrei ist und das Kind ausreichend Milch erhält, um optimale Wachstums- und Entwicklungsbedingungen zu haben. Es ist von Vorteil, wenn sich Mutter und Kind aufeinander einstellen, was durch einen guten allgemeinen Gesundheitszustand von Mutter und Kind erleichtert wird. Siehe auch Laktation (S. 431)

  • Physiologischer Gewichtsverlust nach der Geburt (en: normal weight loss after birth): Verringerung des Körpergewichts um bis zu 7% des Geburtsgewichts, unter Umständen auch bis zu 10%. Bis Tag 14 nach der Geburt sollte der Säugling sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben.

  • Physiologischer Ikterus (en: physiological jaundice): Gelbsucht als normales Phänomen beim Neugeborenen infolge einer erhöhten Konzentration von unkonjugiertem Bilirubin im Serum, die allmählich auf dieselben Werte wie bei Erwachsenen zurückgeht. In der Regel erreicht der Bilirubinspiegel am 3. Tag nach der Geburt seinen Höchstwert und fällt dann langsam auf ein normales Niveau, das um Tag 10 erreicht wird. Siehe auch Gelbsucht (S. 428), Pathologischer Ikterus (S. 437), Ikterus prolongatus (S. 429), Bilirubin (S. 422).

  • Plazenta (auch Mutterkuchen) (en: placenta): Flaches, rundes Organ in der Gebärmutter schwangerer eutherischer Säugetiere, von dem aus der Fetus über die Nabelschnur ernährt und versorgt wird.

  • Plazentaretention (auch Retentio placentae) (en: retained placenta [also placental retention]): Verzögerte/ausbleibende Ausstoßung des Mutterkuchens (später als 30 Minuten nach der Geburt des Kindes). Eine partielle Ablösung der Plazenta resultiert in anhaltenden Blutungen und vollständiger oder partieller Unterdrückung der sekretorischen Aktivierung.

  • Poland-Syndrom (en: Poland syndrome): Seltene Fehlbildung mit starker Unterentwicklung der Brustwand- und Bruststrukturen. Typischerweise fehlen der große und kleine Brustmuskel, und auf der betroffenen Seite ist die Brust kleiner und es liegt Syndaktylie (Zusammenwachsen von Fingern) vor.

  • Polymastie (auch akzessorische Mamma, aberrierende Mamma, zusätzliches Brustdrüsengewebe) (en: polymastia [also accessory breasts, supernumerary breasts, multiple breast syndrome]): Brustdrüsengewebe entlang oder außerhalb der Milchleiste am häufigsten in der Achselhöhle, am zweithäufigsten in der Vulvaregion. Das Gewebe trägt zum Teil eine akzessorische Mamille und ist nicht mit den Brüsten verbunden.

  • Polymerase-Kettenreaktion (PCR) (en: polymerase chain reaction [PCR]): Biochemisches Verfahren, mit dem einzelne oder in wenigen Kopien vorliegende DNA-Abschnitte amplifiziert (vervielfältigt) werden, sodass man Tausende bis Millionen Kopien einer bestimmten DNA-Sequenz erhält. Wird zur Analyse kleiner Probenmengen verwendet.

  • Polythelie (auch akzessorische Mamille, überzählige Brustwarzen) (en: polythelia [also accessory nipples, supernumerary nipples]): Vorhandensein von überzähligen Brustwarzen zusätzlich zu den beiden auf der Brust, entlang der embryonalen Milchleiste, ohne Drüsengewebe.

  • Polyzystisches Ovarial-Syndrom (PCO-Syndrom) (en: polycystic ovarian syndrome [PCOS]): Eine der häufigsten endokrinen Störungen bei Frauen im gebärfähigen Alter. Gekennzeichnet durch Anovulation (ausbleibenden Eisprung), einen Überschuss an androgenen (männlichen) Hormonen, Insulinresistenz und ovulationsbedingte Unfruchtbarkeit.

  • Positionierung (en: positioning): Siehe Anlegen (S. 421), Stillpositionen (S. 442)

  • Postnatal/postpartal (en: postnatal/postpartum): Nach der Geburt/Entbindung.

  • Postnatales Stimmungstief (auch Baby-Blues) (en: maternity blues): Siehe Postpartales Stimmungstief (S. 438)

  • Postpartale Depression (PPD) (auch Wochenbettdepression) (en: postnatal depression [PND] [also postpartum depression]): Ausgeprägte Depression mit länger als 2 Wochen anhaltenden Symptomen (klinische Depression), die die Funktionsfähigkeit im Alltag beeinträchtigt, auch in Bezug auf die Versorgung des Babys. PPD ist nicht zu verwechseln mit dem postpartalen Stimmungstief („Baby-Blues“), das in der 1. Woche nach der Geburt sehr häufig ist.

  • Postpartale Hämorrhagie (PPH) (en: postpartum haemorrhage [PPH]): Starke Blutung nach einer Entbindung; definiert als Blutverlust von >500 ml innerhalb von 24 Stunden nach einer vaginalen Geburt bzw. mehr als 1000 ml innerhalb von 24 Stunden nach einem Kaiserschnitt (Definition nach WHO). Eine PPH kann primär (früh) also in den ersten 24 Stunden postpartum oder sekundär (spät) ab 24 Stunden postpartum bis 6 Wochen postpartum auftreten.

  • Postpartale Psychose (auch Wochenbettpsychose) (en: postnatal psychosis): Psychische Störung mit schweren Wahn- und Verwirrtheitszuständen nach einer Entbindung.

  • Postpartale Schmerzen (en: after pains [also after birth pains, uterine pains]): Das Stillen unmittelbar nach der Entbindung verringert das Risiko für Blutverlust durch Auslösung von Uteruskontraktionen. Diese Kontraktionen können bei einigen Frauen mit krampfartigen Schmerzen im unteren Rückenbereich und im Bauch einhergehen. Die Schmerzen sind unterschiedlich stark, nehmen jedoch mit der Zahl der Entbindungen zu und klingen in der Regel innerhalb von 2 Wochen postpartal spontan wieder ab.

  • Postpartales Stimmungstief (auch Baby-Blues, postnatales Stimmungstief) (en: postnatal blues [also postpartum blues, maternity blues, baby blues, third day blues]): Abrupte Stimmungs- und Gefühlsschwankungen, die normalerweise zwischen dem 3. und 6. Tag nach der Entbindung ihren Höhepunkt erreichen und von selbst wieder abklingen.

  • Postpartum-Thyreoiditis (auch Schilddrüsenentzündung im Wochenbett) (en: postpartum thyroiditis [also postpartum thyroid dysfunction (PPTD)]): Störung der Schilddrüsenfunktion nach der Schwangerschaft in Form einer Hyperthyreose (Überfunktion), Hypothyreose (Unterfunktion) oder beide nacheinander. Hypothyreosen bleiben in 20% der Fälle dauerhaft bestehen.

  • Potenzielle Speicherkapazität (en: potential storage capacity): Verfügbare Milchmenge bei voller Brust; berechnet anhand des Fettgehalts von Milchproben, die vor und nach jedem Stillvorgang aus jeder Brust entnommen werden, sowie der Milchmenge, die über einen Zeitraum von 24 Stunden bei jedem Stillvorgang aus jeder Brust getrunken bzw. abgepumpt wird. Die verfügbare Milchmenge ist die Milch, die der Säugling an der Brust trinkt sowie die abgepumpte Milch zusammengenommen. Siehe auch Füllungsgrad der Brustdrüse (S. 427), Speicherkapazität der Brustdrüse (S. 441)

  • Präbiotika (en: prebiotic): Nicht verdaubare Lebensmittelbestandteile, die das Wachstum oder die Aktivität von Mikroorganismen im Dickdarm fördern und so zum Wohlbefinden des Wirtsorganismus beitragen.

  • Pränatal (en: antenatal): Vorgeburtlich (während der bzw. mit Bezug auf die Schwangerschaft)

  • Pränatal/präpartal (en: prenatal/prepartum): Vor der Geburt/Entbindung

  • Präpartale Milch (en: pre-colostrum): Brustsekret, das Frauen bereits ab der 20. Schwangerschaftswoche bis zur Geburt produzieren. Das visköse Sekret kann hellgelb bis sattgelb sein. Die Zusammensetzung des Prä-Kolostrums ähnelt der des Kolostrums. Siehe auch Kolostrum (S. 430)

  • Primäre Laktationsinsuffizienz (en: primary lactation failure): Seltene Milchbildungsstörung, bei der die sekretorische Aktivierung entweder ganz ausbleibt (z. B. beim Sheehan-Syndrom) oder nur in stark herabgesetzter Milchproduktion resultiert. Siehe auch Laktationsinsuffizienz (S. 431), Sekundäre Laktationsinsuffizienz (S. 441)

  • Primäre Laktoseintoleranz (en: primary lactose intolerance): Allmählicher Rückgang der Laktaseproduktion bis zum Erwachsenenalter. Weltweit bei etwa 70% der Menschen normal, jedoch abhängig von der ethnischen Abstammung und Kultur – wo Milchprodukte eine wichtige Rolle in der Ernährung spielen (z. B. Nordeuropa), ist primäre Laktoseintoleranz selten. Ein Rückgang der Laktaseproduktion setzt meist nach 2 Jahren ein, und gestillte Kinder sollten weiterhin Muttermilch erhalten, wenn irgend möglich. Siehe auch Angeborene Laktoseintoleranz (S. 421), Entwicklungsbedingte Laktoseintoleranz (S. 426), Laktoseintoleranz (S. 432), Sekundäre Laktoseintoleranz (S. 441)

  • Primipara (en: primiparous): Frau, die genau ein Kind geboren hat.

  • Probiotika (en: probiotic): Lebensmittel/Zubereitungen, die lebensfähige Mikroorganismen enthalten. In ausreichenden Mengen oral aufgenommen, können Probiotika einen gesundheitsfördernden Einfluss auf den Wirtsorganismus haben.

  • Progesteron (P4) (en: progesterone [P4]): Wichtiger Vertreter der Hormonklasse der Gestagene; spielt eine zentrale Rolle bei der Regulation des monatlichen Menstruationszyklus, der Vorbereitung des Körpers auf die Befruchtung, die Aufrechterhaltung der Schwangerschaft und die Auslösung der sekretorischen Aktivierung.

  • Prolaktin (PRL) (en: prolactin [hPRL]): Proteinhormon aus dem Hypophysenvorderlappen, das Frauen für das Brustwachstum und die Milchbildung brauchen.

  • Psoriasis der Mamille (auch Schuppenflechte an der Brustwarze) (en: nipple psoriasis): Chronisch-entzündliche Hauterkrankung der Brustwarze, die durch begrenzte, rote, schuppige Plaques auf der Haut gekennzeichnet ist, die jucken, brennen oder bluten können.

  • Pucken (en: swaddling): Festes Einwickeln des Säuglings in Decken oder Tücher, sodass die Bewegungsfreiheit der Gliedmaßen stark eingeschränkt ist; basierend auf jahrtausendealter Praxis der Säuglingspflege.

  • Punktueller Milchstau (en: focal engorgement): Siehe Verstopfter Milchgang (S. 445)

  • Pylorus (en: pylorus): Siehe Magenpförtner (S. 432)

R

  • Rachen (Pharynx) (en: pharynx): Der membranbedeckte Raum hinter Nase und Mund, der den Übergang zur Luft- und Speiseröhre bildet.

  • Raynaud-Phänomen der Brustwarze (en: Raynaud’s phenomenon of the nipple): Siehe Vasospasmus der Mamille (S. 444)

  • Reduktionsmammaplastik (en: reduction mammoplasty): Siehe Brustverkleinerung (S. 424)

  • Referenzbereich (auch Normbereich) (en: reference range [also reference value]): Das Prädiktionsintervall, in dem 95% der Werte einer Referenzgruppe liegen, sodass eine Probe in 2,5% der Fälle unter der Untergrenze und in 2,5% oberhalb der Obergrenze dieses Intervalls liegen wird, unabhängig von der Verteilung dieser Werte. Ein Standard-Referenzbereich beschreibt in der Regel den Normbereich für gesunde Individuen.

  • Reflux (en: reflux): Siehe Regurgitation beim Säugling (S. 439)

  • Regurgitation beim Säugling (auch Reflux, Aufstoßen, Gastroösophagealer Reflux – GÖR) (en: infant regurgitation [also reflux, posset, gastro-oesophageal reflux (GOR), gastroesophageal reflux (GER)]): Normaler physiologischer Prozess; definiert als unwillkürlicher Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre. Die Episoden dauern in der Regel unter 3 Minuten und treten nach den Mahlzeiten auf. Das Phänomen ist selbstlimitierend und gutartig. Siehe auch Gastroösophageale Refluxkrankheit (S. 427)

  • Reife Muttermilch (en: mature breastmilk): Sekret der mütterlichen Brustdrüse ab ca. 2–3 Wochen nach der Geburt. Derzeit gilt Muttermilch ab etwa 2–3 Wochen nach der Entbindung als reife Muttermilch; es ist jedoch weitere Forschung erforderlich, um den Zeitpunkt präziser zu bestimmen und die chemische Zusammensetzung zu benennen. Siehe auch Kolostrum (S. 430), Übergangsmilch (S. 444), Muttermilch (S. 435)

  • Relaktation (en: relactation): Wiederherstellen der Milchmenge und des Stillens nachdem seit einer unterschiedlich langen Zeit abgestillt worden ist. Siehe auch Induzierte Laktation (S. 429)

  • Relative (kindliche) Dosis (en: relative infant dose): Methode zur Abschätzung des Risikos, das für den Säugling von einer medikamentösen Behandlung der Mutter ausgeht. Zur Berechnung der relativen Dosis, angegeben in Prozent, teilt man die vom Säugling mit der Muttermilch aufgenommene Dosis (mg/kg/Tag) durch die mütterliche Dosis (mg/kg/Tag) mal 100.

  • Retrognathie (en: retrognathia): Rückverlagerung des Ober- oder Unterkiefers oder beider im Verhältnis zur Schädelbasis. Bezieht sich auf die Position des Kiefers und nicht auf seine Größe. Siehe auch Mikrognathie (S. 433)

  • Retromammäres Fett (en: retro-mammary fat pad): Fettschicht zwischen Brustdrüse und dem großen Brustmuskel.

  • Risikofaktoren für erfolgreiches Stillen (en: lactation risk factors): Faktoren, von denen bekannt ist, dass sie mit einem mehr oder weniger hohen Risiko für den Stillbeginn und Stillerfolg verbunden sind. Mögliche Folgen sind verzögerte sekretorische Aktivierung sowie primäre oder sekundäre Laktationsinsuffizienz. Siehe auch Verzögerte sekretorische Aktivitierung (S. 445), Laktationsinsuffizienz (S. 431), Primäre Laktationsinsuffizienz (S. 438) und Sekundäre Laktationsinsuffizienz (S. 441)

  • Risikokategorie während der Stillzeit (auch Risikoklassifikation für die Anwendung eines Arzneimittels in der Stillzeit) (en: lactation risk categories): Von Dr. Thomas Hale definierte Kategorien zur Beschreibung des Risikos, das von einem Arzneimittel bei Anwendung in der Stillzeit für Säugling und Mutter ausgeht.

  • Rooming-in (en: rooming in): Unterbringung von Neugeborenen im Krankenhauszimmer der Mutter statt in einem Säuglingszimmer.

  • Rückbildung des sekretorischen Zellepithels (en: regression of the mammary gland): Siehe Mammainvolution (S. 433)

  • Rückenlage (en: supine): Flach liegende Position mit der hinteren Körperseite (Rückenseite) nach unten. Siehe auch Bauchlage (S. 422)

  • Ruhende Mamma (en: resting breast): Brust im prägravidem, inaktivem Stadium nach dem Abstillen. Siehe auch Mammainvolution (S. 433)

S

  • Saugen, non-nutritiv (en: sucking, non-nutritive): Siehe Non-nutritives Saugen (S. 436)

  • Saugen, nutritiv (en: sucking, nutritive): Siehe Nutritives Saugen (S. 436)

  • Sauger (en: teat): Siehe Flaschensauger (S. 427)

  • Säugling (en: infant): Bezeichnung für Kinder im 1. Lebensjahr.

  • Säuglingskoliken (en: infantile colic): Nicht krankhaftes und von selbst abklingendes Verhaltenssyndrom bei ansonsten gesunden Säuglingen unter 5 Monaten, das durch wiederholte oder längere Phasen mit Weinen, Quengeln oder Reizbarkeit gekennzeichnet ist, das ohne erkennbare Ursache beginnt und aufhört und das von Betreuungspersonen nicht verhindert oder behoben werden kann. Die genaue Ätiologie ist unbekannt.

  • Säuglingsfertignahrung (en: breastmilk substitute): Siehe Muttermilchersatznahrung (S. 435)

  • Säuglingsmilchnahrung (auch Formulanahrung, industriell hergestellte Säuglingsmilchnahrung) (en: infant formula [also artificial formula, artificial milk]): Siehe Industriell hergestellte Säuglingsmilchnahrung (S. 429)

  • Säuglingswachstum nach 14 Tagen (en: infant growth after 14 days of age): Die Wachstumskurven der Weltgesundheitsorganisation sind ein normatives Modell für gestillte Säuglinge und werden verwendet, um Körpergröße und -gewicht im Verhältnis zum Lebensalter zu kontrollieren. Das Wachstum eines Individuums verläuft im Normalfall in etwa perzentilparallel. Die Wachstumskurven gestillter Säuglinge unterscheiden sich von denen von Kindern, die Säuglingsmilchnahrung erhalten.

  • Saugreflex (en: sucking reflex): Instinktive Saugreaktion bei Babys, wenn der harte Gaumen berührt wird. Verknüpft mit dem Suchreflex. Siehe Suchreflex (S. 443)

  • Saug-Schluck-Reflex (en: suck-swallow-breathe reflex [SSwB]): Instinktives Verhaltensmuster des Säuglings, das das Saugen, Schlucken und Atmen während des Trinkens an der Brust koordiniert. Der Säugling kann gleichzeitig saugen und schlucken oder saugen und atmen, aber nicht gleichzeitig atmen und schlucken (Atemschutzreflex).

  • Saugzyklus (en: suck cycle): Umfasst das Abtrinken der Milch aus der Brust in die Mundhöhle des Säuglings, gefolgt vom Abfluss der Milch aus der Mundhöhle in den Rachen.

  • Schiefhals (en: wry neck): Siehe Torticollis (S. 443)

  • Schilddrüsenentzündung im Wochenbett (en: postpartum thyroid dysfunction [PPTD]): Siehe Postpartum-Thyreoiditis (S. 438)

  • Schlafmuster (en: sleep patterns): Dem Still-Schlaf-Rhythmus der meisten Säuglinge entsprechen 1–3 Stillmahlzeiten pro Nacht bis zum Alter von 6 Monaten, bei denen sie ca. 20% ihrer täglichen Milchmenge aufnehmen. Es ist also normal, dass gestillte Säuglinge nachts im Rahmen des 90-minütigen Schlafzyklus aufwachen.

  • Schmerzempfindlichkeit der Brustwarzen (en: nipple tenderness): Siehe Sensibilität der Brustwarzen (S. 441)

  • Schmerzhafter Milchspendereflex (en: painful milk ejection reflex): Schmerzen beim Einsetzen des Milchspendereflexes, die aber nachlassen, sobald die Milch fließt.

  • Schnuller (auch Beruhigungssauger) (en: dummy [also pacifier, soother]): Kann aus Gummi, Kunststoff oder Silikon bestehen und ist dazu bestimmt, dass Kinder daran saugen. Besteht standardmäßig aus Saugerspitze, Schild und Griffring. Hierbei sind Saugerschild und Griffring groß genug, um zu verhindern, dass das Kind erstickt oder den Sauger verschluckt.

  • Schreien (en: crying): Siehe Weinen als normales Säuglingsverhalten (S. 445)

  • Schuppenflechte an der Brustwarze (en: psoriasis of the nipple): Siehe Psoriasis der Mamille (S. 439)

  • Schwangerschafts- und Still-BH (en: nursing bra): Siehe Still-BH (S. 442)

  • Sekretorische Aktivierung (auch Milcheinschuss, initiale Brustdrüsenschwellung) (früher Laktogenese II) (en: secretory activation [previously lactogenesis II] [also milk coming-in]): Prozess zur Einleitung der Bildung von Muttermilch nach der Entbindung. Der Prozess wird durch einen Abfall der Progesteronkonzentration im Serum während der ersten 2 Tage nach der Entbindung angestoßen. Gegen Ende des Prozesses bemerkt die Mutter eventuell eine vermehrte Brustfülle. Der Stillbeginn so bald wie möglich nach der Geburt erleichtert die sekretorische Aktivierung.

  • Sekretorische Differenzierung (auch Spezialisierung zu Laktozyten) (früher Laktogenese I) (en: secretory differentiation [previously lactogenesis I]): Prozess der Ausdifferenzierung der Brustepithelzellen zu Laktozyten, die in der Lage sind, spezifische Bestandteile der Muttermilch herzustellen (Laktose, Casein, α-Lactalbumin, Lactoferrin usw.). Bei den meisten Säugetieren läuft dieser Prozess in der 2. Hälfte der Trächtigkeit bzw. Schwangerschaft ab.

  • Sekretorisches Immunglobulin A (sIgA) (en: secretory immunoglobulin A [sIgA]): Bestandteil der Muttermilch; spezifisch gegen Keime aus der Umgebung der Mutter gerichtete Antikörper. Die Übertragung von sIgA mit der Muttermilch auf den Säugling verleiht den Schleimhäuten der Atemwege und des Verdauungstrakts Immunabwehrkräfte, solange das eigene Immunsystem des Säuglings noch unreif ist. Der transplazentare Transfer von IgG-Antikörpern sorgt unterdessen für systemische Immunität.

  • Sekundäre Laktationsinsuffizienz (en: secondary lactation failure): Häufigste Ursache für unzureichende Milchbildung, meist Folge davon, dass die Brust ineffektiv oder zu selten entleert und darum die Muttermilchproduktion herunterreguliert wird. Siehe auch Verzögerte sekretorische Aktivierung (S. 445), Laktationsinsuffizienz (S. 431), Primäre Laktationsinsuffizienz (S. 438)

  • Sekundäre Laktoseintoleranz (en: secondary lactose intolerance): Diese Form der Laktoseintoleranz entsteht infolge einer Schädigung der Magen-Darm-Schleimhaut. Gestillte Säuglinge sollten auch weiterhin mit Muttermilch ernährt werden, wenn irgend möglich. Siehe auch Angeborene Laktoseintoleranz (S. 421), Entwicklungsbedingte Laktoseintoleranz (S. 426), Laktoseintoleranz (S. 432), Primäre Laktoseintoleranz (S. 438)

  • Sensibilität der Brustwarzen (en: nipple sensitivity): Wird mit einer 2-Punkte-Diskriminationsschwelle bestimmt. Die Empfindlichkeit steigt bei der Entbindung stark an und erreicht an Tag 3 ihren Höhepunkt.

  • Septumdeviation (auch Nasenscheidewandverkrümmung) (en: deviated nasal septum): Verformung der Nasenscheidewand, die oft durch Druck auf den Fötus während der Schwangerschaft oder der Geburt entsteht.

  • Sequenzielles Abpumpen (en: sequential pumping): Aus einer Brust der Frau wird Muttermilch abgepumpt.

  • Sexualität und Ambivalenz gegenüber dem Stillen (en: sexuality and lactation difficulty): Die weibliche Brust wird in Kunst und Literatur weithin mit Schönheit und Sexualität assoziiert, und diese ästhetische Sichtweise der Brust kann bisweilen die Stillmotivation der Mutter beeinträchtigen.

  • Sheehan-Syndrom (en: Sheehan’s syndrome): Syndrom mit vollständigem oder partiellem Funktionsausfall des mütterlichen Hypophysenvorderlappens, ausgelöst durch postpartale Ischämie und Nekrose, welche zu einem Mangel an Prolaktin führt. Wie es sich auf die Laktation auswirkt, ist nicht vorhersehbar, wobei bei den meisten Frauen eine stark herabgesetzte Milchproduktion zu erwarten ist.

  • Sinus lactifer (früher Milchseen) (en: lactiferous sinus): Erweiterte Milchgangstrukturen, deren Existenz beim Menschen durch neue Studien nicht bestätigt wurde. Zuvor dachte man, die Milchgänge würden sich kurz vor der Brustwarze erweitern und milchgefüllte Säckchen bilden, in etwa analog zu den Milchzisternen bei Wiederkäuern.

  • Sonographie (en: sonography): Siehe Ultraschall (S. 444)

  • Soor-Infektion (en: thrush): Siehe Candidose der Brustwarze und der Brust (S. 424)

  • Speicherkapazität der Brustdrüse (auch Brustspeicherkapazität) (en: breast storage capacity [also storage capacity]): Gesamtmenge der Muttermilch, die dem Säugling zur Verfügung steht, wenn die Brust maximal gefüllt ist. Berechnen lässt sich diese Menge anhand des Fettgehalts von Milchproben, die vor und nach jedem Stillvorgang aus jeder Brust entnommen werden, sowie der Milchmenge, die über einen Zeitraum von 24 Stunden bei jedem Stillvorgang aus jeder Brust getrunken wird. Siehe auch Potenzielle Speicherkapazität (S. 438), Füllungsgrad der Brustdrüse (S. 427)

  • Spence-Ausläufer (en: tail of spence): Siehe Axilläres Brustdrüsengewebe (S. 422)

  • Spenderinnenmilch (en: donor human milk): Überschüssige Muttermilch, die eine stillende Frau freiwillig zur Ernährung eines oder mehrerer nicht eigener Säuglinge zur Verfügung stellt. In der Regel werden die Spenderinnen einer Voruntersuchung ähnlich wie vor einer Blutspende unterzogen, und die gespendete Milch wird pasteurisiert, bevor sie einem Empfängerbaby gegeben wird.

  • Spenderinnenmilchbank (auch Muttermilchbank) (en: human milk bank): Sammelstelle für Muttermilchspenden zur späteren Verwendung bei Bedarf. Siehe auch Muttermilchbörse (S. 435), Muttermilchbank (S. 435)

  • Spezifisches/Adaptives Immunsystem (früher Erworbenes Immunsystem) (en: acquired immune system [also adaptive immune system]): Zellen des Immunsystems, die spezifisch gegen bestimmte Antigene gerichtet sind und nach Kontakt teilweise zu Gedächtniszellen differenzieren können. Gedächtniszellen ermöglichen eine schnellere und effektivere Immunantwort. Siehe auch Entero-mammäres System (S. 426)

  • Stadien der Brustentwicklung (en: stages of mammary development): Entwicklung der Milchgänge in der Pubertät, alveoläre Entwicklung und Proliferation in der frühen Schwangerschaft, sekretorische Differenzierung nach der Mitte der Schwangerschaft, sekretorische Aktivierung nach der Geburt, etabliertes Stillen, Abstillen/Involution.

  • Stadien der Laktation (en: lactation stages [also stages of lactation]): Stillbezogene Entwicklungsstadien von der alveolären Entwicklung über die Spezialisierung zu Laktozyten (sekretorische Differenzierung), den Milcheinschuss (sekretorische Aktivierung) und das etablierte Stillen bis hin zum Abstillen.

  • Stanzbiopsie der Brust (en: core biopsy [breast]): Eingriff, bei dem eine Hohlnadel in die Brust eingeführt wird, um aus einem verdächtigen Bereich eine kleine Gewebeprobe zu entnehmen, um sie im Labor zu untersuchen.

  • Starke Milchejektion (en: forceful milk ejection [also strong milk ejection]): Übermäßige Milchejektion, die zu unerwünschten Reaktionen beim Säugling führt, z. B. Würgen, Husten, Einklemmen der Brustwarze, Trinkverweigerung etc.

  • Starkes Saugvakuum (en: strong suckking vacuum): Durchschnittliches Saugmaximum unterhalb von -200 mmHg. Kann bei der Mutter zu schmerzenden Brustwarzen führen. Siehe auch Intraorales Vakuum (S. 430)

  • Stillberatung von Mutter zu Mutter (auch Peer-Beratung) (en: peer support): Unterstützung durch andere Mütter, die aktuell stillen oder in der Vergangenheit gestillt haben, mit individueller Beratung und Mütter-Selbsthilfegruppen. Frauen, die Peer-Beratung leisten, absolvieren eine spezielle Ausbildung und arbeiten bspw. in einer informellen Gruppe oder in Einzelgesprächen am Telefon oder bei Besuchen zuhause, in der Praxis oder im Krankenhaus. Zur Peer-Beratung gehören psychisch-emotionale Unterstützung, Ermutigung, Aufklärung über das Stillen und Hilfestellung bei Problemen. Peer-Beratung beinhaltet jedoch keine medizinische Beratung.

  • Still-BH (auch Schwangerschafts- und Still-BH) (en: maternity bra [also nursing bra]): Spezieller bügelloser Büstenhalter, der bequemes Stillen ermöglicht und unterstützt, ohne dass der BH ausgezogen werden muss.

  • Stilldauer (auch Gesamtstilldauer) (en: lactation duration): Länge der Stillzeit vom ersten Anlegen bzw. der ersten Muttermilchfütterung bis zum vollständigen Abstillen. Siehe auch Empfehlung für die Stilldauer (S. 425)

  • Stilldauer, empfohlene (en: lactation duration, recommended): Siehe Empfehlung für die Stilldauer (S. 425)

  • Stilleinlage (en: nursing pad): Eine saugfähige Einweg- oder waschbare Mehrwegeinlage, die direkt auf der Brust getragen wird, damit zwischen den Stillmahlzeiten austretende Muttermilch nicht in die Kleidung gelangt.

  • Stillen (en: breastfeeding [also nursing]): Ernähren eines Säuglings, indem man ihn Muttermilch aus der Brust saugen lässt. Siehe auch Stillmahlzeit (S. 442), Nutritives Saugen (S. 436) und Non-nutritives Saugen (S. 436)

  • Stillen nach Bedarf (auch Füttern nach Bedarf) (en: breastfeeding to need [also feeding to need, demand breastfeeding, demand feeding]): Die mütterliche Antwort/Reaktion auf die Hungerzeichen des Säuglings und dementsprechendes Stillen. Die Stillhäufigkeit und die getrunkene Milchmenge können von einer Stillmahlzeit zur nächsten deutlich variieren. Doch die über 24 Stunden aufgenommene Gesamtmenge bleibt relativ stabil, da der Appetit des Säuglings die Milchaufnahme bedarfsbasiert steuert.

  • Stillhütchen (auch Brusthütchen) (en: nipple protector [also nipple shield]): Weiche Silikonkappe, die Brustwarze und Warzenhof abdeckt. In der Mitte hat sie Löcher, durch die die Milch austreten kann. Der Säugling wird angelegt und saugt die Milch durch die Löcher. Siehe auch Brustschale (S. 423)

  • Stillindikatoren (en: breastfeeding indicator): Von der Weltgesundheitsorganisation definierte messbare Variablen zur Beurteilung des Stillverhaltens. Wichtige Stillindikatoren sind die Rate des ausschließlichen Stillens, die Prävalenz des überwiegenden Stillens, die Prävalenz der Zufütterung zum Stillen, die Prävalenz der Stilldauer und die Prävalenz der Flaschenfütterung.

  • Stillmahlzeit (en: breastfeeding session): Eine Stillmahlzeit kann das Trinken an einer Brust, an beiden Brüsten oder häufiges Trinken mit kurzen Unterbrechungen über einen längeren Zeitraum (Cluster-Feeding) sein. Hierbei werden jeweils alle Trinkvorgänge, zwischen denen jeweils nicht mehr als 30 Minuten Trinkpause liegen, zu einer Stillmahlzeit zusammengefasst.

  • Stillmuster (en: breastfeeding patterns): Zusammenfassende Populationsdaten zu den Stillverhältnissen gesunder, reif geborener, ausschließlich gestillter Säuglinge im Alter von 1–6 Monaten. Betrachtet werden die Häufigkeit und Dauer des Stillens, die durchschnittliche Menge der getrunkenen Milch, der Prozentsatz der getrunkenen im Verhältnis zur verfügbaren Milchmenge, die 24-Stunden-Milchproduktion usw.

  • Stillpositionen (auch Fütterungspositionen) (en: breastfeeding positions [also feeding positions]): Körperhaltung, in der der Säugling von der Mutter beim Stillen gehalten wird, z. B. Wiegen-, Frühchen-, modifizierte Wiegen-, aufrechte Wiegenhaltung, Hoppe-Reiter-Sitz, Australia-Haltung oder Rückenhaltung bzw. -griff. Siehe auch Anlegen (S. 421)

  • Stillset (en: supplemental nursing system [SNS]): Siehe Brusternährungsset (S. 423)

  • Stillstreik (auch Ablehnung der Brust) (en: breast refusal [also breast aversion, breast rejection]): Säuglingsverhalten, bei dem das Kind sich nicht mehr gut anlegen lässt, nachdem das Stillen bisher gut geklappt hat. Sobald das Kind angelegt wird, dreht es typischerweise seinen Kopf langsam von einer Seite zur anderen, weint heftig, streckt den Rücken durch, schiebt den Kopf von der Brust weg und fuchtelt mit den Fäusten. Dieses Verhalten ist extrem belastend für die Mutter. Siehe auch Brustverweigerung (S. 424)

  • Stillvorgang (en: breast feed, breastfeed [also breast-feed, nurse]): Ernähren eines Kindes durch Trinken an einer Brust (typischerweise jeweils 8–15 Minuten lang). Siehe auch Beidseitiges Stillen (S. 422), Cluster-Feeding (S. 424) und Stillmahlzeit (S. 442)

  • Stillzeichen (en: feeding cues): Siehe Hungerzeichen (S. 429)

  • Stroma der Brustdrüse (en: mammary gland stroma): Funktioneller Stützapparat der Brustdrüse. Besteht aus Haut, Bindegewebe und Fettgewebe sowie Adern, Nerven und Lymphgefäßen.

  • Stuhlfrequenz (en: stool frequency): Anzahl der Stuhlgänge mit einem Durchmesser von mehr als 2,5 cm über einen Zeitraum von 24 Stunden.

  • Stuhlgang, Häufigkeit und Aussehen (en: stools, frequency and appearance): Beim Stuhlgang gibt es große Unterschiede. Vor der sekretorischen Aktivierung bzw. bei anfänglich geringen Trinkmengen scheidet das Kind Mekonium aus. Bis Tag 5 nach der Geburt verändert sich der Stuhl zu einem weichen gelblichen Brei. Nur 1,1% der ausschließlich gestillten Säuglinge haben festen, geformten Stuhl.

  • Subkutanes Fettgewebe (en: subcutaneous fat): Fettschicht unter der Haut, zwischen der untersten Hautschicht und dem Drüsengewebe.

  • Suchreflex (en: rooting reflex): Reflex, der das Stillen unterstützt; bei Berührung der Wange oder des Mundes dreht der Säugling seinen Kopf in Richtung der Berührung und sucht mit weit geöffnetem Mund nach deren Ursprung. Der Reflex ist ab der Geburt bis etwa zum Alter von 4 Monaten vorhanden. Siehe auch Saugreflex (S. 440)

T

  • TAG (en: TAG): Siehe Triacylglycerid (S. 443)

  • Tandemstillen (en: tandem breastfeeding): Stillen eines Kindes während einer weiteren Schwangerschaft und, nach der Geburt, Stillen beider Kinder.

  • Teilweises Stillen (en: partial breastfeeding [also mixed breastfeeding]): Siehe Partielles Stillen (S. 437)

  • Testwiegen (en: test-weigh): Siehe Milchtransfermessung (S. 435)

  • Thekaluteinzyste (auch Luteinzyste) (en: theca lutein cyst): Seltene Form funktioneller Ovarialzysten, die mit einem 10- bis 150-fach erhöhten Testosteronspiegel einhergehen. Wenn sie sich bis zur Geburt nicht zurückgebildet haben, verzögert sich die sekretorische Aktivierung, bis der Testosteronspiegel in den Normbereich zurückgegangen ist (über 5–31 Tage). Adäquate Milchbildung ist bei gutem Stillmanagement dennoch möglich.

  • Therapeutischer Ultraschall (en: therapeutic ultrasound): Anwendung von Ultraschallwellen, um Körperbereiche mit Wärme oder Schallwellen zu behandeln. Hierbei wird erheblich höhere Energie und ein anderer Frequenzbereich der Schallwellen eingesetzt als beim diagnostischen Ultraschall. Siehe auch Diagnostischer Ultraschall (S. 425).

  • Thyreotropin (TSH, Thyreoidea-stimulierendes Hormon) (en: thyroid-stimulating hormone [TSH]): Hypophysenhormon, das die Schilddrüse dazu anregt, Thyroxin und in der Folge Triiodthyronin zu produzieren, das seinerseits den Stoffwechsel der meisten Organe im Körper anregt. Der Serum-TSH-Wert ist das gebräuchlichste Maß zur Beurteilung der Schilddrüsenfunktion.

  • Tight Junctions (en: tight junctions): Enge Verbindungen zwischen den apikalen Seiten benachbarter Zellen. Bei den sekretorischen Zellen der laktierenden Brustdrüse (Laktozyten) sind sie dafür verantwortlich, dass Milch- und Serumkomponenten nicht aus dem Interstitium (Gewebezwischenraum) in den Milchraum übertreten können und umgekehrt.

  • Torticollis (auch Schiefhals) (en: torticollis [also wry neck]): Verkürzung des Musculus sternocleidomastoideus (Kopfnicker-Muskel), dadurch ipsilaterale Kopfneigung und kontralaterale Rotation des Gesichts/Kinns.

  • Triacylglycerid (auch TAG, Triglycerid) (en: triacylglycerols [TAG] [also triacylglycerides, triglycerides]): Besteht aus 3 langkettigen Fettsäuren, die über Esterbindungen an Glycerin gekoppelt sind.

  • Trichter (en: shield): Siehe Brusthaube (S. 423)

  • Triglycerid (en: triglycerides): Siehe Triacylglycerid (S. 443)

  • Tubercula areolae (en: areolar glands): Siehe Montgomery-Drüsen (S. 435)

  • Typ-1-Diabetes (en: type 1 diabetes mellitus): Chronische Erkrankung, bei der die Bauchspeicheldrüse wenig bis kein Insulin produziert (das Hormon, das benötigt wird, damit Glukose in die Zellen aufgenommen werden kann, um Energie zu erzeugen und Fett und Laktose zu synthetisieren). Siehe auch Diabetes (S. 425), Gestationsdiabetes (S. 428), Typ-2-Diabetes (S. 443)

  • Typ-2-Diabetes (en: type 2 diabetes mellitus): Chronische Stoffwechselkrankheit, die durch hohe Blutzuckerwerte, Insulinresistenz und relativen Insulinmangel gekennzeichnet ist. Siehe Diabetes (S. 425), Gestationsdiabetes (S. 428), Typ-1-Diabetes (S. 443)

U

  • Überaktiver Milchspendereflex (en: let-down [also milk let-down]): Siehe Milchejektion (S. 434), Milchspendereflex (S. 434)

  • Überangebot (en: oversupply): Ausbleibende Herunterregulierung der Milchsynthese bei der Mutter trotz abnehmendem Bedarf des Säuglings. Möglicherweise zurückzuführen auf unwirksame Regulierung der Milchsynthese durch autokrine Hemmung. Zu unterscheiden von der initialen Brustdrüsenschwellung. Siehe Initiale Brustdrüsenschwellung (S. 429)

  • Überfüllung (hier durch verstärkte initiale Brustdrüsenschwellung) (en: pathological engorgement): Charakterisiert durch bilateral gleichermaßen stark geschwollene, verhärtete, schmerzende, warme Brüste mit glänzender Haut, evtl. mit leichtem Fieber einhergehend. Die Ursache ist die vaskuläre Dilatation (Gefäßerweiterung) im Zuge der sekretorischen Aktivierung. Aufgrund eines zu geringen Lymphabflusses bilden sich Ödeme (die das Abfließen der Milch behindern). Die Überfüllung durch verstärkte initiale Brustdrüsenschwellung setzt typischerweise an Tag 3–5 nach der Entbindung ein, kann aber auch erst nach 14 Tagen auftreten. Durch häufige, ausreichende Drainage der Brust und/oder gutes Stillmanagement lässt sie sich in den meisten Fällen vermeiden. Anmerkung: Es kann schwierig sein, zwischen Überfüllung, verstopftem Milchgang, Mastitis und Brustabszess zu unterscheiden, da der Übergang meist fließend ist ohne klare Abgrenzung. Allen gemeinsam ist der Milchstau bzw. der zu geringe Milchabfluss. Siehe auch Initiale Brustdrüsenschwellung (S. 429), Verstopfter Milchgang (S. 445), Brustabszess (S. 423), Mastitis (S. 433)

  • Übergangsmilch (auch Transitorische Milch) (en: transitional breastmilk): Bezeichnung für die Muttermilch in der Übergangsphase vom Kolostrum zur reifen Muttermilch nach der sekretorischen Aktivierung. Eine objektive Definition steht noch aus, aber im Allgemeinen gilt als Übergangsphase der Zeitraum ab ca. 40 Stunden nach der Geburt bis 2–3 Wochen nach der Geburt. Siehe auch Kolostrum (S. 430), Reife Muttermilch (S. 439), Muttermilch (S. 435)

  • Überhäuteter Milchausgang (auch Weißes Bläschen, Milkblister, Milchbläschen) (en: blocked nipple pore [also bleb, nipple white spot, milk blister, white nipple spot]): Milchgefülltes Bläschen auf der Brustwarze, das vermutlich entsteht, wenn eine Milchgang-Ausgangsöffnung an der Mamille entweder durch eine dünne Hautschicht überwachsen oder durch verdickte Milch verstopft wird. Sichtbar auf der Brustwarze und/oder Areola als weißer, durchsichtiger oder gelber Punkt, bisweilen auch als größere, erhabene Blase.

  • Überwiegendes Stillen (zählt zum vollen Stillen) (en: predominant breastfeeding [also full breastfeeding, fully breastfeeding]): Laut Definition der Weltgesundheitsorganisation Ernährung des Säuglings mit Muttermilch (an der Brust der Mutter oder einer Amme getrunken oder abgepumpt) als Hauptnahrungsquelle. Damit es als überwiegendes Stillen gilt, können dem Säugling bei Bedarf noch Flüssigkeiten gegeben werden (Wasser und wasserbasierte Getränke, Fruchtsäfte, rituelle Flüssigkeiten, Lösungen zum Rehydrieren oder sonstige Arzneimittel, Vitamin- oder Mineralstoffpräparate in Tropfen- oder Saftform); weitere Lebensmittel und Getränke sind nicht zulässig (insbesondere Säuglingsmilchnahrung und ähnliche Flüssigkeiten). Siehe auch Ausschließliches Stillen (S. 422), Fütterung von Beikost (S. 427), Zufüttern/Zwiemilchernährung (S. 446), Fütterung mit Säuglingsmilchnahrung (S. 427).

  • Überzählige Brustwarzen (en: supernumerary nipple): Siehe Polythelie (S. 438)

  • Ultraschall (auch Sonographie) (en: ultrasonography [sonography]): Bildgebung mit Hilfe von Ultraschallwellen im Rahmen der Diagnostik und Therapie. Siehe auch Diagnostischer Ultraschall (S. 425), Therapeutischer Ultraschall (S. 443).

  • Ultraschall, diagnostisch (en: ultrasound, diagnostic): Siehe Diagnostischer Ultraschall (S. 425)

  • Ultraschall, therapeutisch (en: ultrasound, therapeutic): Siehe Therapeutischer Ultraschall (S. 443)

  • Unbehandelte Muttermilch (en: raw milk): Siehe Frische Muttermilch (S. 427)

  • Unspezifisches Immunsystem (auch angeborenes/natürliches Immunsystem) (en: innate immune system): Zellen des Immunsystems, die durch typische Moleküle von Pathogenen aktiviert werden (PAMP, Pathogen-associated Molecular Pattern) oder bei Schädigung von Geweben freigesetzt werden (DAMP, Danger-associated Molecular Pattern). Das unspezifische Immunsystem ist für eine sofortige, nicht-antigenspezifische Immunreaktion verantwortlich. Siehe auch Spezifisches/Adaptives Immunsystem (S. 441)

  • Urinausscheidung (Säugling) (en: urine output [infant]): Siehe Zu erwartende Urinausscheidungen (Säugling) (S. 445)

  • Uterine Schmerzzustände (en: uterine pains [also after birth pains, after pains]): Siehe Postpartale Schmerzen (S. 438)

V

  • Vasospasmus (en: vasospasm): Siehe Vasospasmus der Mamille (S. 444)

  • Vasospasmus der Mamille (auch Raynaud-Phänomen der Brustwarze) (en: nipple vasospasm [also Raynaud’s phenomenon of the nipple]): Gefäßkrampf mit vorübergehender Ischämie (Mangeldurchblutung) der Brustwarze bei Kälteeinwirkung. Kennzeichnend ist ein 2- oder 3-phasiger Farbwechsel der Brustwarze (weiß, blau, rot) und/oder starke Schmerzen in der Brustwarze während, nach und zwischen den Stillvorgängen.

  • Vegan (en: vegan): Ernährung ohne Lebensmittel tierischen Ursprungs. Stillende Mütter, die sich vegan ernähren, müssen darauf achten, ausreichend Vitamin D, ω-3-Fettsäuren, Vitamin B12 und hochwertiges Protein zu sich zu nehmen.

  • Vegetarismus (en: vegetarianism): Verzicht auf den Verzehr von Fleisch, zum Teil auch Verzicht auf Schlachtnebenprodukte. Eine vegetarische Ernährung, jedoch mit Lebensmitteln tierischen Ursprungs wie Milch, Milchprodukte oder Eier, ist für stillende Mütter normalerweise ausreichend.

  • Verfügbare Milch (en: available milk): Die Gesamtmenge an Milch, die zum Trinken an der Brust, zum Ausstreichen per Hand oder zum Abpumpen zur Verfügung steht. Diese Menge entspricht der Speicherkapazität der Brustdrüse multipliziert mit dem Füllungsgrad.

  • Verkürztes Zungenbändchen (en: ankyloglossia [also tongue-tie]): Siehe Ankyloglossie (S. 421)

  • Verstopfter Milchgang (auch Punktueller Milchstau) (en: blocked milk duct [also plugged duct, clogged duct, caked breast, caked duct, focal engorgement, caked breast]): Ein schmerzempfindlicher Knoten in der Brust, der klein wie eine Erbse sein oder einen großen keilförmigen Bereich einnehmen kann. Geht nicht mit einer systemischen Erkrankung oder Entzündung einher. Anmerkung: Es kann schwierig sein, zwischen Milchstau, verstopftem Milchgang, Mastitis und Brustabszess zu unterscheiden, da der Übergang meist fließend ist ohne klare Abgrenzung. Allen gemeinsam ist der Milchstau bzw. der zu geringe Milchabfluss. Siehe auch Brustabszess (S. 423), Überfüllung (S. 444), Mastitis (S. 433)

  • Verzögerte Gewichtsentwicklung (en: weight faltering): Siehe Langsame Gewichtszunahme (S. 432)

  • Verzögerte sekretorische Aktivierung (en: delayed secretory activation): Milcheinschuss mehr als 72 Stunden nach der Entbindung. Wenn keine primäre Laktationsinsuffizienz vorliegt, kann die Mutter jedoch immer noch eine adäquate Milchbildung erreichen. Siehe auch Primäre Laktationsinsuffizienz (S. 438), Sekretorische Aktivierung (S. 440)

  • Vierundzwanzig-Stunden-Milchproduktion (en: twenty-four-hour milk production): Siehe 24-h-Milchproduktion (S. 420)

  • Vierundzwanzig-Stunden-Milchprofil (en: twenty-four-hour milk profile): Siehe 24-h-Milchprofil (S. 420)

  • Vordermilch (en: fore milk [also pre-feed breastmilk]): Milch, die zu Beginn eines Still- bzw. Abpumpvorgangs aus der Brustdrüse fließt bzw. entnommen wird. Wird zwischen den Stillmahlzeiten gebildet.

W

  • Weicher Gaumen (auch Palatum molle) (en: soft palate): Der posteriore, weiche, fleischige Anteil des Palatums (Gaumens). Siehe auch Harter Gaumen (S. 428), Gaumen (S. 428)

  • Weinen als normales Säuglingsverhalten (auch Schreien) (en: normal infant crying): Weinen bzw. Schreien gehört zur Entwicklung des Kindes. Typischerweise nimmt das Weinen bis zum Alter von ca. 6 Wochen stetig zu, danach lässt es bis zum Alter von 3–4 Monaten allmählich etwas nach und stabilisiert sich dann auf diesem Niveau. Im Tagesverlauf zeigt das Weinen ebenfalls einen typischen Rhythmus mit gehäuftem Weinen in den späten Nachmittags- und frühen Abendstunden. Auch Phasen der Zufriedenheit sind bei einem normal entwickelten gesunden Kind zu erwarten. Siehe auch Säuglingskoliken (S. 440)

  • Weißes Bläschen (auch Milchbläschen, Milkblister) (en: nipple white spot): Siehe Überhäuteter Milchausgang (S. 444)

  • Wochenbett (auch Puerperium/puerperal) (en: puerperium/puerperal): Bei der Mutter der Zeitraum von der Entbindung bis zur Rückbildung der Gebärmutter auf die gleiche Größe wie vor der Schwangerschaft (ca. 6 Wochen).

  • Wochenbettdepression (en: postnatal depression [PND] [also postpartum depression]): Siehe Postpartale Depression (S. 438)

  • Würgen (en: gagging): Magen- und Speiseröhrenbewegungen wie beim Erbrechen, jedoch ohne Auswurf.

Z

  • Zeitdauer der Laktation (auch Laktationsperiode) (en: duration of lactation): Siehe Stilldauer (S. 442)

  • Zellgehalt der Muttermilch (en: human milk cells): In der Muttermilch vorliegende Zellen können entweder aus der Brust oder aus dem Blut stammen. Zu den Zellen in der Muttermilch mit Ursprung in der Brust zählen Laktozyten, Myoepithelzellen, Vorläuferzellen und Stammzellen. Zellen aus dem Blut sind Immunzellen, hämatopoetische Stamm- und Vorläuferzellen sowie möglicherweise weitere Zelltypen.

  • Zellulitis (en: cellulitis): Eine Entzündung des subkutanen Bindegewebes infolge einer bakteriellen Infektion der Hautoberfläche und der darunter liegenden Haut- und Unterhautfettschichten. Symptomatisch ist ein schmerzhaftes gerötetes Areal, das über mehrere Tage immer größer wird. Bei Auftreten an der Brust während der Stillzeit ist von einer Mastitis zu unterscheiden.

  • Zu erwartende Darmentleerungen (en: normal bowel output): Stuhlgang in dem Bereich, der für einen gesunden, ausschließlich gestillten Säugling zu erwarten ist. Die Bandbreite ist sehr groß, es sind also ganz unterschiedliche Stuhlgewohnheiten zu sehen. Der Stuhlgang ist auch nicht als alleiniger Indikator für den Erfolg oder Misserfolg des Stillens zu werten. Siehe auch Stuhlgang, Häufigkeit und Aussehen (S. 443)

  • Zu erwartende Urinausscheidungen (Säugling) (en: normal urine output [infant]): Nach der sekretorischen Aktivierung gelten als physiologische Urinproduktion für ausschließlich gestillte Säuglinge typischerweise 5 oder mehr stark eingenässte Einwegwindeln (oder 6–8 Stoffwindeln) pro 24 Stunden.

  • Zufüttern/Zwiemilchernährung (en: supplementary feeding): Gabe von nährstoffreicher Flüssignahrung (einschließlich abgepumpter Muttermilch/Spenderinnenmilch oder industriell hergestellter Säuglingsmilchnahrung), die zusätzlich zum Stillen gegeben wird. Siehe auch Ausschließliches Stillen (S. 422), Überwiegendes Stillen (S. 444), Fütterung von Beikost (S. 427), Fütterung mit Säuglingsmilchnahrung (S. 427), Abstillen (S. 420)

  • Zungenbändchen (en: sublingual frenulum): Siehe Frenulum (linguae) (S. 427)

  • Zungenprotrusion (en: tongue extrusion reflex): Siehe Zungenstreckreflex (S. 446)

  • Zungenstreckreflex (en: tongue protrusion reflex [also tongue thrust reflex, tongue extrusion reflex]): Normale Reaktion bei Säuglingen, die Zunge herauszustrecken, wenn sie berührt oder niedergedrückt wird. Sie verlieren diesen Reflex ab dem Alter von 3–4 Monaten.

  • Zungenverwachsung (auch Verkürztes Zungenbändchen) (en: tongue-tie): Siehe Ankyloglossie (S. 421)

  • Zusätzliches Brustdrüsengewebe (en: supernumerary breast): Siehe Polymastie (S. 437)

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